Erzieherin und Kindheits- und Sozialwissenschaftlerin Petra Römling-Irek bei dem Impulsvortrag auf dem Fachtag „Kita – Spielzeugfrei revisited“

dniedersachsen. Familien und Bildungseinrichtungen stehen unter Druck. Dieser ist mittlerweile deutlich in den Kitas und bei den Kindern spürbar. Bereits vor der Pandemie wurden vom Robert-Koch-Institut im Rahmen der KIGGS- und BELLAStudien zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen bei 15 bis 20 Prozent der drei- bis sechsjährigen relevante psychische Auffälligkeiten festgestellt. In aktuellen Untersuchungen wird von einer weiteren Zunahme psychischer Auffälligkeiten und Beeinträchtigungen der Lebensqualität und des Wohlbefindens bei Kindern berichtet.

Im Rahmen des Fachtages „Lebenskunst in der Kita – Spielzeugfrei revisited“, der Ende September in der VHS Göttingen stattfand, stellten sich über 70 Kita-Fachkräfte den Fragen: Was können Erwachsene tun, um diese Situation zu verändern und Kindern einen guten und sicheren Rahmen für ihr Aufwachsen zu bieten? Was lieben Kinder, was gibt ihnen Zuversicht und Kraft? Was stärkt ihre Lebenskompetenz?

Der ursprünglich aus der Präventionsarbeit entstandene Ansatz einer spielzeugfreien Zeit im Kita-Alltag stand dabei – neu beleuchtet und „revisited“ – im Mittelpunkt. Die Idee ist, den Überfluss an vorgefertigten Spielsachen in einer zeitlich begrenzten Phase zu reduzieren. Nach einem Impulsvortrag der Erzieherin und Kindheits- und Sozialwissenschaftlerin Petra Römling-Irek folgten drei Workshops zur Vertiefung des Ansatzes selbst, dem Aspekt der Nachhaltigkeit sowie der kulturell-ästhetischen Perspektive.

Die vorgestellten Erfahrungen aus der Praxis und Wissenschaft boten offenkundig Antworten: Kinder werden stark durch Selbsttätigkeit und die Erfahrung, kleinere und größere Herausforderungen im Alltag zu meistern. Sie ziehen Nutzen aus der Entdeckung des Körpers durch Bewegung und die aktive Auseinandersetzung mit der Welt. Sie profitieren von der Erfahrung, in einer Gemeinschaft anerkannt, geschätzt und geborgen zu sein, sich verständigen und die Regeln mitbestimmen zu können. Sie brauchen Zeit, um sich allein oder mit anderen ins Spiel zu versenken und nicht zuletzt: humorvolle, in sich ruhende Erwachsene, die an die Entwicklungsmöglichkeiten jedes einzelnen Kindes glauben.

Der Fachtag ist aus einer Kooperation zwischen der Bildungsregion Südniedersachsen, dem Landesinstitut für frühkindliche Bildung (nifbe) und der VHS Göttingen/Osterode entstanden.