veröffentlicht am 15.01.2021

Wasserstoff ist keine Zukunftsmusik. Foto: Pixapay

Der Ausbau erneuerbarer Energien bildet das Herzstück der Energiewende. Anders ist das Ziel der Dekarbonisierung, sprich der Umstellung unserer Wirtschaftsweise auf weniger klimaschädlichen Kohlenstoffausstoß, nicht zu verwirklichen. Während hierbei die meisten WissenschaftlerInnen, PolitikerInnen oder andere ExpertInnen übereinstimmen, scheinen die Meinungen im Hinblick auf die einzelnen „Hoffnungsträger“, wie Wind-, Wasser- oder Sonnenkraft, noch auseinander zu liegen. Vor allem aber scheint die notwendige Akzeptanz innerhalb der Bevölkerung zu fehlen. So ist die Ansiedlung von Solarparks, Windkraft- oder Biogasanlagen vor Ort nicht selten heftig umstritten. Die Gründe der zahlreichen Bürgerinitiativen sind dabei sehr vielfältig und reichen von handfesten Naturschutzbedenken bis hin zur Sorge um die optische „Zerspagelung“ der Landschaft. Die hochgesteckten Ziele von Europäischer Union und Bundesregierung scheinen vor diesem Hintergrund in weite Ferne zu rücken. Unser WIR!-Bündnis setzt auf grünen Wasserstoff als wichtigen Teil einer nachhaltigen Lösung, insbesondere im Bereich Mobilität.

Erste Grundsteine sind bereits gelegt

Mit dem „Nationalen Innovationsprogramm (NIP)“ stellt mittlerweile seit 2007 in der zweiten Auflage Fördermittel im Mobilitätsbereich bereit, um die Markteinführung und Etablierung von Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie zu erleichtern. Die ersten 8,2 Millionen Euro der zweiten Auflage fließen zum Beispiel in das Projekt „Haru Oni“ zwischen Porsche und Siemens Energy, um im Süden Chiles grünen Wasserstoff zu produzieren. In der windreichen Region Patagonien baut Siemens Energy Windräder sowie Elektrolyseure, die ab 2022 mit Partnerunternehmen aus Chile Strom aus Windkraft für die Produktion von grünem Wasserstoff nutzen. „Mit dem Projekt zeigen wir, dass grüner Wasserstoff und dessen Folgeprodukte mit modernsten Technologien ‚Made in Germany‘ nachhaltig produziert werden können“, erklärte Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier bei der Übergabe des Förderbescheids im Dezember 2020.

Sektorenkopplung in der Praxis

Das Unternehmen GP Joule zeigt mit seiner „eFarm“ bereits heute, wie die Zukunft mit einer Energieversorgung durch Wasserstoff aussehen kann. In Nordfriesland werden zurzeit an fünf verschiedenen Standorten Elektrolyseure mit Strom aus Windkraft gespeist. Der daraus gewonnene grüne Wasserstoff wird direkt an zwei Tankstellen in Husum und Niebüll geliefert. Die bei der Elektrolyse entstandene Abwärme steht den umliegenden Ortschaften zum Heizen zur Verfügung. Zusätzlich sind im Rahmen des Projekts zwei Brennstoffzellenbusse im Personennahverkehr unterwegs, die ebenfalls aus eigener Herstellung betankt werden. Solche kleinformatigen Wasserstoff-Kreislaufwirtschaften können landauf, landab als Vorbild dienen.

Wasserstoff ist in der Gegenwart angekommen

Allein diese Beispiele belegen, dass grüner Wasserstoff nicht länger Bestandteil einer Utopie ist. Stattdessen kann grüner Wasserstoff als ein zentraler Baustein unseres Energiesystems dazu beitragen, die Klimaschutzziele zu erreichen. Neben der Förderung durch die Bundesregierung gibt es viele weitere Möglichkeiten, um die einstige Zukunftsmusik zur baldigen Realität werden zu lassen. Finanzielle Mittel allein reichen aber dafür nicht aus. Es braucht vielfach eine größere Risikobereitschaft, Mut und Akzeptanz auf allen Seiten. Auch braucht es kreative Lösungsvorschläge, innovative Ideen, intensive und gründliche Forschungsarbeit sowie tatkräftige Menschen. Denn es gilt gemeinsam zu handeln, um Utopien nachhaltig Realität werden zu lassen!