Göttingen. Angewandte Abschlussarbeiten stehen bei Studierenden, Hochschulen und Unternehmen gleichermaßen hoch im Kurs. Wie die Zusammenarbeit gelingt, das zeigte die vom SüdniedersachsenInnovationsCampus (SNIC) organisierte Podiumsdiskussion auf der PraxisBörse der Universität Göttingen am 22. Mai unter anderem anhand des Beispiels „TOPAS – Top Arbeitgeber Südniedersachsen“.
In einem Punkt waren sich alle Diskussionsteilnehmer einig: Von einer gut organisierten angewandten Abschlussarbeit profitieren alle Partner – der Student knüpft Kontakte in die Wirtschaft, die Hochschule bekommt Input für Lehre und Forschung, und das Unternehmen erhält konkrete Lösungsvorschläge für aktuelle Fragestellungen.
Neue Sichtweisen und mehr Abstimmungsbedarf
Laura Elges schreibt gerade noch an ihrer Masterarbeit im Bereich Sozialwissenschaften, Thema: Weiterentwicklung der Maßnahme „Rezertifizierung“ der Initiative TOPAS. Betreut wird sie dabei von Florian Berens (Wissenschaftlicher Mitarbeiter Methodenzentrum Sozialwissenschaften).
Das Projekt „Top-Arbeitgeber Südniedersachsen“ (TOPAS) ist von der SüdniedersachsenStiftung ins Leben gerufen worden, damit sich mittelständische Unternehmen aus der Region im Wettbewerb um die besten Arbeitnehmer behaupten können. Um das TOPAS-Label tragen zu dürfen, müssen die Unternehmen individuell gesteckte Ziele erarbeiten, die sie mit konkreten Maßnahmen unterlegen und langfristig etablieren. In Audit-Gesprächen vor Ort werden diese in den Unternehmen diskutiert und ausgewertet. Den Schwerpunkt der strategischen Arbeitgebermarkenbildung bilden die Themen Mitarbeiterbindung und –integration sowie Personalsuche.
Zusammen mit Projektleiterin Jeanne Schöningh berichtete sie von ihren Erfahrungen, eine anwendungsbezogene Abschlussarbeit zu schreiben. Im Gegensatz zu Mierisch, habe sie von vornherein Wissenschaft und Wirtschaft trennen wollen, aber im Laufe der Zeit gemerkt, dass sich beides immer mehr verzahnt. Aus Unternehmenssicht gab Schöningh den Studierenden aus dem Publikum den Tipp, bereits am Anfang wichtige Dinge abzusprechen, wie Erreichbarkeit und was beide Seiten von der Arbeit erwarten.
Bessere Chancen im Berufsleben
Die Abschlussarbeit bei einem Unternehmen zu schreiben, habe ihm geholfen, sich beim Bewerbungsgespräch gegen Mitbewerber mit deutlich besseren Noten durchzusetzen, erklärte Fabian Mierisch. Er hat seine Masterarbeit im Bereich Wirtschaftswissenschaften bei Prof. Dr. Kilian Bizer geschrieben. Das Thema: Ein Fab-Lab für Duderstadt – eine quantitative und qualitative Marktanalyse. Trotzdem seine Anregungen am Ende nicht umgesetzt wurden, sieht sein Betreuer die Arbeit als großen Erfolg an, besonders auch für das Unternehmen. Denn ohne die Marktanalyse von Mierisch, hätte die DUDERSTADT 2020 GmbH & Co. KG vielleicht nicht über genügend Informationen verfügt, ob sich die Investition lohnt. Oft würden Unternehmer ein paar Millionen Euro ausgeben und erst hinterher feststellen, dass es eine Fehlinvestition war, so Bizer.
Eine anwendungsbezogene Abschlussarbeit bedeute immer Schwierigkeiten, erläuterte Prof. Dr. Kilian Bizer auf die Nachfrage eines Studenten. Aber wie man damit umgeht, das könne man so sehr gut lernen.
Unterstützung durch den SNIC
Studierende, die eine anwendungsbezogene Abschlussarbeit schreiben, werden vom SNIC mit einem Budget von max. 400 Euro pro Praxisarbeit gefördert. Darin enthalten sind die Erstattung von Material- und/oder Reisekosten. Alumni, die eine Doktorarbeit schreiben wollen, haben die Möglichkeit eine 50% TVL 13 Stelle für sechs Monate zu erhalten. Zudem unterstützen die Mitarbeiter/innen des SNIC sie bei der Suche nach einem geeigneten Praxispartner. Im Gegenzug verpflichten sich die Studierenden einen kurzen Bericht über ihre Erfahrungen und das Thema zu erstellen. Kontakt: geschaeftsstelle@snic.de
Auf der 22. PraxisBörse der Universität Göttingen haben sich am 21. und 22. Mai mehr als 100 Unternehmen und Institutionen am NordCampus und auf dem ZentralCampus den Studierenden präsentiert.