BLOG: Fachkräfte Südniedersachsen
#142 FIFKISS fragt, die Direktsaat GmbH antwortet
veröffentlicht am 15.01.2025; Autorin: Laura Bürnig
Unsere Fachkräfteinitiative will die Sichtbarkeit klimarelevanter Berufsfelder erhöhen – mehr Informationen zu unserer Kick-off-Veranstaltung finden Sie auch im Beitrag #99. Dabei rücken auch die Betriebe, die diese Berufe in Südniedersachsen anbieten, in den Fokus. Ihre Erfahrungen sind zentral für den Erfolg unserer Bemühungen, das Feedback aus den regionalen Betrieben hilft dabei, zielgruppenorientiert vorzugehen. Mit FIFKISS wollen wir herausfinden, wie es in Südniedersachsen um die Versorgung mit Arbeits- und Fachkräften steht, die mit ihren beruflichen Tätigkeiten die Klimawende direkt und indirekt umsetzen. Wir wollen wissen, wo Engpässe bestehen und wie wir sie gemeinsam beheben können. Unseren Slogan „Hände für die Klimawände“ nutzen wir auch in Kurzform #Klimahände.
Schwerpunkt Landwirtschaft
Die Landwirtschaft ist ein zentraler Bestandteil der deutschen Wirtschaft. In den letzten Jahren hat sich der Beruf des Landwirts/ der Landwirtin jedoch drastisch verändert. Welches sind die aktuellen Herausforderungen und Veränderungen im Beruffeld Landwirt, welche Maßnahmen müssen ergriffen werden? Kurz gesagt: Die Landkreise unserer Region sind geprägt von landwirtschaftlichen Flächen. Ackerland, Wiesen und Felder sind überall sichtbar, doch die Menschen, die diese bewirtschaften sind es weniger – es sei denn, sie sitzen am Steuer eines Fahrzeuges in der Erntesaison. FIFKISS nimmt Berufe aus Landwirtschaft und Umwelt in den Fokus. Warum wir diese für klimarelevant und zukunftsweisend halten, definierten wir bereits in Beitrag #118.
Interview mit Vertreter einer konventionellen Landwirtschaft
Wir trafen uns mit dem Geschäftsführer der Direktsaat GmbH in Moringen, Bernd Bundstein, und sprachen über den Klimawandel, politische Vorgaben und die Herausforderungen für Landwirte. Er war einer der Ersten, die sich im Juni 2024 zu unserem ersten Klimahände-Dialog mit dem Schwerpunkt auf Berufe in Landwirtschaft und Umwelt angemeldet haben. „Klimawandel und politische Entscheidungen beeinflussen Landwirte unmittelbar und weitreichend“, so Bundstein. Mit zunehmendem Klimaschutz durch entsprechende Gesetze und Regularien, von nationalen Umweltauflagen bis hin zu internationalen Handelsabkommen, wird der Handlungsrahmen für die Landwirte immer kleiner. Auf lokaler Ebene bedeutet es, dass das situative Arbeiten mit den individuellen Bodenbeschaffenheiten schwieriger wird und Anpassungen nicht aus regionalen Erfordernissen, sondern aufgrund von übergeordneten politischen Entschlüssen erfolgen. Bundstein hält dagegen: „Fakt ist doch, dass die Anpassung an den Klimawandel eine entscheidende Rolle spielen wird. Politik muss also Rahmenbedingungen schaffen, die es den Landwirten ermöglichen, sich an veränderte Klimabedingungen anzupassen.“
Ökologische und ökonomische Ziele in Einklang bringen
Laut Bundstein ist die Unterstützung in der Politik ein wichtiger Baustein, den Beruf des Landwirts und seine Bedeutung für den Klimaschutz herauszustellen. In einer BITKOM-Befragung (06/2024) zu den aktuell größten Herausforderungen im Agrarsektor, gibt die Mehrheit der befragten Personen aus der Landwirtschaft an, dass ihr Betrieb direkt vom Klimawandel betroffen ist (71%), und die Umsetzung von Nachhaltigkeitsmaßnahmen eine Herausforderung darstellt (67%). Nahezu alle Befragten wünschen sich mehr Unterstützung seitens der Politik (96%) (https://www.bitkom.org/sites/main/files/2024-06/Bitkom-Charts-Pressekonferenz-Digitalisierung-der-Landwirtschaft.pdf). Bundesweit und auch in der Region Südniedersachsen waren zu Beginn des Jahres 2024 Landwirte auf der Straße, um für flexible Rahmenbedingungen zu werben, die eine umweltfreundliche und wirtschaftlich erfolgreiche Arbeitsweise im landwirtschaftlichen Bereich ermöglichen. Bundstein wünscht sich ein stärkeres, objektives Aufeinanderzugehen von Politik und Landwirtschaft auf Bundes- und Landesebene, und plädiert für eine ent-emotionalisierte Debatte. Nur so könne auch die Gesellschaft erreicht werden und in der Gesellschaft ein Verständnis für die Bedeutung der Landwirtschaft geschaffen werden.
Bauernproteste – und dann?!
Die breite Akzeptanz der Gesellschaft ist der zweite wichtige Baustein: „Die kommenden Jahre werden entscheidend dafür sein, wie sich der Beruf des Landwirts weiterentwickelt und welche Rolle er in unserer Gesellschaft spielen wird.“ Denn zwar waren die „Bauernproteste“ in den Medien für einige Zeit präsent, aber eine nachhaltige Debatte in der Gesellschaft hat sich dadurch womöglich nicht ergeben. Das sei jedoch wichtig, um weiterhin qualitativ hochwertig zu erzeugen, die regionale Landschaft bedürfnisorientiert zu bewirtschaften und kurze – und damit klimaschonende – Lieferketten zu gewährleisten. Bundstein zufolge muss mehr Aufmerksamkeit für die Inhalte des landwirtschaftlichen Berufs geschaffen werden: „Nicht, um mehr Personen in diese Berufe zu bringen, das wäre ein zu romantisches Idealziel, aber doch um aufzuzeigen, welchen positiven Anteil die Landwirtschaft am Umgang mit dem Klimawandel hat.“
Welches sind nun die Stellschrauben, die es für mehr Sichtbarkeit und Akzeptanz benötigt? Wie kann die Fachkräfteinitiative für Klimaberufe unterstützend und fördernd wirken?
Bernd Bundstein meint: „Es liegt an der Politik, die Landwirtschaft zukunftsfähig zu gestalten und dabei sowohl ökonomische als auch ökologische Ziele in Einklang zu bringen.“ Mit einem vertrauensvollen und realitätsnahen Austausch zu Bedürfnissen und Bedarfen können notwendige Investitionen und Maßnahmen gegen den Klimawandel erfolgreich implementiert werden. Der kurze Draht, der durch regionale Netzwerke, wie bspw. FIFKISS, ermöglicht wird, sollte von allen beteiligten Akteuren genutzt werden.
Wie steht es um die Fachkräftegewinnung in der Lanschwirtschaft?
„Die Frage der Nachwuchsgewinnung ist schnell zu beantworten, denn es wacht doch niemand morgens mit dem Wunsch einen landwirtschaftlichen Betrieb zu gründen auf“, so Bundstein, „zumal vieles von dem Wissen, welches Landwirte in ihrer täglichen Arbeit anwenden auf jahrzehntelanger, generationsübergreifender Erfahrung beruht.“ Und doch kann FIFKISS zu beitragen, ein größeres Verständnis für den landwirtschaftlichen Beruf und die Bedürfnisse der Landwirte zu erzeugen. Sei es durch engeren Kontakt zur Zielgruppe im berufsorientierenden Bereich oder durch seine Netzwerkstruktur.
Standortvorteile in Südniedersachsen?
Bundstein: „Es ist von großem Vorteil, dass wir in Südniedersachsen eine Vielzahl an Forst-, Agrar- und artverwandten Studiengängen haben. Viele Ideen werden im Dialog mit der Landwirtschaft vor Ort entwickelt und erprobt.“ Der beständige Austausch und die Berücksichtigung von Impulsen, die direkt aus der Landwirtschaft kommen, seien unerlässlich für den praktischen Erfolg der Forschungsergebnisse der ansässigen Hochschulen, auch im überregionalen Wettbewerb. FIFKISS kann durch seine Einbettung in kommunalpolitische Strukturen, sowie durch die enge Verbindung zu Akteuren der regionalen Wirtschaft und Bildung wichtige Akzente setzen.
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Ansprechpartner:
Dr. Benjamin W. Schulze
Bereichsleitung Fachkräfte und Willkommenskultur
T. 0551/270713-43
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