BLOG: Fachkräfte in Südniedersachsen

#132 Rekordhoch bei der Anerkennung ausländischer Berufsabschlüsse

veröffentlicht am 30.10.2024; Autorin: Ulrike Streicher 

Abbildung von Brot, Bier und Getreide

Im Jahr 2023 erlebte die Anerkennung ausländischer Berufsabschlüsse in Deutschland einen beachtlichen Anstieg. Die Zahl der erfolgreich abgeschlossenen Anerkennungsverfahren stieg um 25 % im Vergleich zum Vorjahr, wie das Statistische Bundesamt (Destatis) bekanntgab. Der Bedarf an qualifizierten Fachkräften in Deutschland spiegelt sich in den aktuellen Zahlen wider. Der folgende Artikel beleuchtet die wichtigsten Entwicklungen und Trends im Bereich Anerkennung ausländischer Berufsqualifikationen, insbesondere in medizinischen Gesundheitsberufen.

Anerkennung ausländischer Berufsabschlüsse auf Rekordniveau

Im Jahr 2023 wurden bundesweit 81.700 Anerkennungsverfahren bearbeitet. Davon führten 65.300 Verfahren zu einer positiven Anerkennung des Berufsabschlusses, was im Vergleich zu 52.300 Anerkennungen im Jahr 2022 eine beeindruckende Steigerung um 25 % bedeutet. Seit dem Jahr 2016, als die Erhebung der Anerkennungsverfahren erstmals beide Rechtsbereiche (Bundes- und Landesrecht) umfasste, hat sich die Zahl der anerkannten Abschlüsse damit mehr als verdoppelt. Besonders hervorzuheben ist der hohe Anteil von 94 % der Anerkennungsverfahren, die von Personen mit ausländischer Staatsangehörigkeit gestellt wurden.

Starke Zuwächse in medizinischen Gesundheitsberufen

Ähnlich wie in den Vorjahren dominierte die Anerkennung medizinischer Gesundheitsberufe auch 2023 das Anerkennungsgeschehen. Mit 45.000 positiv beschiedenen Verfahren in diesem Bereich entfielen rund 69 % aller Anerkennungen auf Berufe wie Pflegefachperson und Arzt/Ärztin. Die zunehmende Nachfrage in diesen Bereichen verdeutlicht den Bedarf an Fachkräften im Gesundheitswesen und die Relevanz der ausländischen Qualifikationen für den deutschen Arbeitsmarkt. Allein auf die Berufe Pflegefachmann/-frau und dessen Vorgängerberufe wie Gesundheits- und Krankenpfleger/in sowie Altenpfleger/in entfielen 27.300 Anerkennungen, was 42 % aller Anerkennungen im Jahr 2023 ausmachte. Im Bereich der Approbation von Ärztinnen und Ärzten wurden zudem 9.500 positive Anerkennungen registriert – ein Anstieg um 27 % gegenüber dem Vorjahr.

Herkunft der anerkannten Qualifikationen: Türkei verzeichnet stärksten Zuwachs

Besonders stark vertreten waren Anerkennungen von Berufsabschlüssen aus der Türkei, die mit 10 % der Verfahren (6.600 Anerkennungen) im Jahr 2023 den höchsten Anteil an positiv beschiedenen Verfahren stellte. Auf den Plätzen zwei und drei folgen Bosnien und Herzegowina sowie die Philippinen mit jeweils 7 % (4.500 Anerkennungen). Tunesien belegt mit 4.300 Anerkennungen den vierten Platz. Bemerkenswert ist zudem der hohe Zuwachs an Anerkennungen aus der Ukraine, die mit 3.000 positiv beschiedenen Verfahren ebenfalls stark vertreten war.

Diese Steigerung zeigt, dass nicht nur ausländische Fachkräfte, sondern auch die deutschen Behörden immer besser auf die steigende Nachfrage nach Anerkennungen vorbereitet sind. Das im Jahr 2020 eingeführte beschleunigte Fachkräfteverfahren, das besonders auf Drittstaaten ausgerichtet ist, machte im Jahr 2023 rund 7 % aller beschiedenen Anerkennungsverfahren aus und unterstreicht die Bedeutung effizienter Anerkennungsprozesse im Rahmen der Fachkräfteeinwanderung.

Anerkennung und Berufszugang: Reglementierte Berufe im Fokus

Der Großteil der bearbeiteten Verfahren (82 %) betraf sogenannte reglementierte Berufe, für die eine Berufszulassung und damit die Anerkennung der ausländischen Qualifikation erforderlich ist. Dazu gehören insbesondere Gesundheits- und Pflegeberufe sowie ärztliche Berufe. Diese Anforderungen verdeutlichen, wie stark der Anerkennungsprozess mit dem Zugang zu regulierten Berufen in Deutschland verknüpft ist und welche zentrale Rolle die Anerkennung für den Berufseinstieg in Deutschland spielt.

Frauen in der Mehrzahl bei Anerkennungsverfahren

Ein weiteres interessantes Detail ist, dass 58 % der positiv beschiedenen Verfahren auf Anträge von Frauen zurückzuführen sind, während 42 % von Männern gestellt wurden. Dies könnte darauf hinweisen, dass insbesondere weibliche Fachkräfte in Bereichen, wie Pflege und Gesundheitsberufen, eine zentrale Rolle im deutschen Gesundheitssektor spielen.

Effiziente Bearbeitungszeiten und Erfolgsaussichten

Trotz des hohen Antragsaufkommens verzeichnete die Statistik für 2023 eine positive Entwicklung bei der Bearbeitungsdauer der Anerkennungsverfahren. Die Hälfte der Verfahren wurde in weniger als 36 Tagen abgeschlossen, und etwa 79 % der Verfahren lagen innerhalb des gesetzlichen Zeitrahmens. Sollte jedoch eine Ausgleichsmaßnahme erforderlich sein, wie etwa zusätzliche Qualifikationen oder Sprachkurse, verlängert sich das Verfahren erheblich – im Durchschnitt auf 500 Tage bis zur endgültigen Anerkennung

Fazit: Der deutsche Arbeitsmarkt benötigt dringend Fachkräfte – auch aus dem Ausland.

Die hohe Nachfrage nach Berufsanerkennungen und der stetige Anstieg erfolgreicher Verfahren sind erfreuliche Entwicklungen. Mit jeder Anerkennung wächst nicht nur die Zahl qualifizierter Fachkräfte, sondern auch das Potenzial, noch mehr hochqualifizierte Menschen nachhaltig in den deutschen Arbeitsmarkt zu integrieren. Besonders in reglementierten Berufen, wie den medizinischen Gesundheitsberufen, ist die Anerkennung entscheidend, um dem wachsenden Fachkräftemangel entgegenzuwirken. In diesem Kontext bleibt die Anerkennung ein unverzichtbares Instrument zur Sicherung von Fachkräften in Deutschland. Gleichzeitig ist es wichtig, die Prozesse kontinuierlich zu optimieren, um auch zukünftig die hohe Nachfrage schnell und effizient zu bewältigen

Weitere Informationen zur Anerkennungsstatistik finden Sie auf der Themenseite „Berufliche Bildung“ des Statistischen Bundesamtes. Einen umfassenden Überblick über das Bildungssystem in Deutschland – von Schule über Berufsbildung bis hin zur Hochschule – bietet zudem die Themenseite „Bildungsindikatoren“. Auf einer speziellen Sonderseite zum Thema Fachkräfte bündelt das Statistische Bundesamt umfassende Daten und Fakten. Das Angebot deckt Bereiche wie Demografie, Erwerbstätigkeit, Bildung und Zuwanderung ab. Es reicht von Prognosen zur künftigen Erwerbspersonenzahl über Analysen des Arbeitskräfteangebots bis hin zu Informationen über Arbeitsmigration und Ausbildungsmarkt. Diese Daten werden kontinuierlich erweitert, um aktuelle Entwicklungen abzubilden

Ansprechpartner:

Dr. Benjamin W. Schulze Bereichsleiter Fachkräfte und Willkommenskultur T. 0551/270713-43 mailen

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