BLOG: Fachkräfte Südniedersachsen
#126 FIFKISS fragt, die GEB antworten
veröffentlicht am 12.09.2024; Autorin: Laura Bürnig
Im Rahmen der Fachkräfteinitiative für Klimaberufe in Südniedersachsen, kurz FIFKISS, wollen wir herausfinden, wie der Arbeitsmarkt im Bereich der klimarelevanten Tätigkeiten aussieht, wo Personalengpässe bestehen und wie sie behoben werden können. Praktische Erfahrungen der regionalen Wirtschaft sind dabei zentral. Die Göttinger Entsorgungsbetriebe (GEB) standen uns Rede und Antwort.
#Klimahände
Unsere Fachkräfteinitiative will die Sichtbarkeit klimarelevanter Berufsfelder erhöhen – mehr Informationen zu unserer Kick-off-Veranstaltung finden Sie auch im Beitrag #99. Dabei rücken auch die Betriebe, die diese Berufe in Südniedersachsen anbieten, in den Fokus. Ihre Erfahrungen sind zentral für den Erfolg unserer Bemühungen, das Feedback aus den regionalen Betrieben hilft dabei, zielgruppenorientiert vorzugehen. Mit FIFKISS wollen wir herausfinden, wie es in Südniedersachsen um die Versorgung mit Arbeits- und Fachkräften steht, die mit ihren beruflichen Tätigkeiten die Klimawende direkt und indirekt umsetzen. Wir wollen wissen, wo Engpässe bestehen und wie wir sie gemeinsam beheben können. Unseren Slogan „Hände für die Klimawände“ nutzen wir auch in Kurzform #Klimahände.
Schwerpunkte von FIFKISS
Mit unserem Blogbeitrag #118 stellten wir Ihnen bereits die vier Berufsbereiche vor, die wir in FIFKISS als zentral für die Erreichung von Klimaschutzzielen sehen. Im Bereich Landwirtschaft und Umwelt finden sich darunter auch Berufe der Kreislauf- und Abfallwirtschaft. Wir trafen uns mit Alea Fricke, Personalreferentin bei den Göttinger Entsorgungsbetrieben (GEB), einem Eigenbetrieb der Stadt Göttingen, zum Gespräch. Sie erzählt uns, wie die zunehmende Technologisierung auch zu einer Anpassung der Bezeichnung von Ausbildungsberufen führt.
Die zentralen Take-aways vorweg
- Es sind Berufe der Zukunft und für Hand und Kopf.
- Sie sind interdisziplinär und abwechslungsreich.
- Und doch handelt es sich um Nischenberufe.
- Dafür aber mit besonderer gesellschaftlicher Relevanz.
Was macht die Berufe der GEB besonders?
Wenn wir „besonders“ als „klimarelevant“ definieren, dann zählen dazu unter anderem Umwelttechnologinnen und -technologen der Kreislauf- und Abfallwirtschaft und der Abwasserbewirtschaftung, sowie auch Umweltingenieurinnen und -ingenieure. Natürlich bieten wir noch ein weitaus größeres Spektrum an Berufen an, aber ich denke, dass diese den Klimaaspekt am besten verdeutlichen. Dabei möchte ich klarstellen, dass es nicht nur um Müllsortieren geht. Sicherlich ist das ein wichtiger Aspekt, allerdings zählen für uns sehr viel mehr Tätigkeiten dazu, als nur diese, die für alle im Alltag wahrscheinlich am sichtbarsten ist. Die Berufe der Abfall- und Kreislaufwirtschaft sind äußerst abwechslungsreich und erfordern „Köpfchen“. Es hilft, gute mathematische und naturwissenschaftliche Kenntnisse zu haben. Gleichzeitig lässt sich nicht leugnen, dass viele der Tätigkeiten auf Dauer körperlich belastend sein können. Sicher ist das auch ein Grund, weshalb wir eine eindeutige Geschlechterverteilung feststellen können.
Kommen wir zur Stellenbesetzung: Merken Sie etwas vom Fachkräftemangel / Besteht bei Ihnen ein Personalmangel?
Die offenen Stellen im kaufmännischen Bereich haben einen guten Bewerbungszulauf. Der Großteil unserer Berufe mit direktem Klimabezug besteht jedoch aus „Nischenberufen“ – und diese sind leider grundsätzlich schwierig zu besetzen. Sie sind in der Breite einfach nicht sichtbar.
Zur Nachwuchsgewinnung: Wie gestaltet sich die Ausbildungslage bei den GEB?
Dieses Jahr konnten alle Ausbildungsstellen besetzt werden, erstmalig wird dieses Jahr zudem ein Elektroniker für Betriebstechnik ausgebildet. Für die ausgeschriebene Stelle „Umwelttechnologe Kreislauf-/ Abfallwirtschaft“ – übrigens eine neue Bezeichnung seit 2024, zuvor „Fachkraft für Kreislauf- und Abfallwirtschaft“ genannt – wurde kurzfristig jemand über ein Praktikum gewonnen. Die Umbenennung trägt der zunehmenden Technologisierung der beruflichen Inhalte Rechnung.
Kann man mit einer Ausbildung bei den GEB tatsächlich einen positiven Beitrag zum Klima leisten?
Ich würde dies gerne anhand zweier Beispiele darstellen. Schauen wir uns zunächst die Tätigkeiten einer Umwelttechnologin – Abwasserbewirtschaftung an: Hier geht es um die Steuerung von umwelttechnischen Anlagen der Abwasserreinigung, aber auch um die Verwertung von Klärschlamm und Abfällen. Abwasserproben werden untersucht. Bei Bedarf wird regulierend in die Abläufe eingegriffen. Da das Wasser nach der Reinigung wieder in die Leine geleitet wird, besteht für die Umwelttechnologin dieser Fachrichtung ein hoher Anteil im Schutz der Umwelt, der Beruf hat starke Klimarelevanz.
Kommen wir zu den Umwelttechnologen – Kreislauf-/Abfallwirtschaft: Sie stellen sicher, dass Abfälle jeglicher Art angenommen, sortiert, wiederaufbereitet und fachgerecht entsorgt werden. Bei den GEB werden sie auf dem Recyclinghof eingesetzt und sind beispielsweise unabdingbar für den Betrieb unserer Schadstoffannahmestelle. Gleichzeitig informieren und beraten sie Personen, die ihre Sachen auf unserem Hof entsorgen wollen. Sie müssen ihr fachliches Know-how als auch kundenorientiert vermitteln können.
Welche Anforderungen stellen Sie an Bewerbende? Welchen Herausforderungen stellen Sie als Unternehmen sich bereits heute?
Für beide Berufsbilder steigen die Anforderungen an die Fähigkeiten, da sich durch den Klimawandel und die Fokussierung auf klimabewusstes Leben und Arbeiten neue Herausforderungen ergeben, Stichwort Starkregen. Wie vorhin erwähnt, wurden beide Ausbildungen modernisiert, da in der Praxis ein zunehmender Einsatz digitaler Technologien festgestellt wurde. Zudem sind sie Teil der kritischen Infrastruktur, weshalb auch das IT-Sicherheitsbewusstsein immer mehr in den Fokus rückt. All das macht das Aufgabengebiet spannend und die benötigten Kompetenzen vielfältig. Für uns zählt die Offenheit gegenüber der Materie: Naturgemäß riecht eine Abfallanlage, Berührungsängste sollte man, was das angeht, nicht haben. Aber die Tätigkeit bei der GEB ist, wie schon gesagt, äußerst vielfältig.
Wie erreichen Sie Ihre Zielgruppe und was möchten Sie Job-Interessierten gerne mitgeben?
Wir sind heute offen für alternative Wege der Personalgewinnung, und berufsbezogene Geschlechterstereotype oder Vorurteile gegenüber Quereinsteigern gibt es bei uns sowieso nicht. Außerdem bestehen gute Aufstiegs- und Verdienstmöglichkeiten. Und man darf nicht vergessen, dass die Menschen, die in der Kreislaufwirtschaft arbeiten, wichtige, systemrelevante Aufgaben erledigen. Die Vielfalt im Aufgabenspektrum, die Karrierechancen und die Möglichkeit, mit der beruflichen Tätigkeit einen Beitrag zu Klima und Nachhaltigkeit zu leisten, sind Gründe, sich bei uns zu bewerben. Wir freuen uns auch, Interessierte beispielsweise bei einem Praktikum näher kennenzulernen.
Wie kann FIFKISS eine sinnvolle Unterstützung bieten?
Wir würden uns flächendeckend mehr Verständnis, Akzeptanz und Interesse für „unsere“ Berufe, sowohl in der Abwasserbewirtschaftung als auch in der Kreislauf- und Abfallwirtschaft, wünschen. Da es sich bei unseren Jobs hauptsächlich um Nischenberufe handelt, ist intensives Marketing für die Berufe besonders wichtig, insbesondere mit Blick auf deren Klimarelevanz. Unabdingbar ist dabei auch, die interdisziplinären Verbindungen aufzuzeigen, um noch mehr junge Menschen unterschiedlicher Bildungsniveaus für unsere Berufe zu begeistern. Der frühzeitige und regelmäßige Kontakt zwischen potenziellen BewerberInnen und Unternehmen – Stichwort „Praktikum“ – ist hier sicher hilfreich!
Abschließende Frage: Wie definieren Sie „Klimaberuf“?
Für uns bei den GEB fallen darunter Tätigkeiten, die eine umweltfreundliche Wirtschaft unterstützen. Sie stehen in Verbindung mit anderen Disziplinen, sind nicht direkt und unmittelbar als „klimarelevant“ sichtbar, denken wir als Beispiel an das Umweltrecht, und sind allesamt „Berufe der Zukunft“. Denn: Die gesteckten Klimaschutzziele können nur erreicht werden, wenn es auch die für die Umsetzung benötigten Fachkräfte gibt. Deswegen beteiligen wir uns gern im Netzwerk und unterstützen seine regionale Herangehensweise.
Wir danken Frau Fricke ganz herzlich für das Gespräch und freuen uns auf die nächsten gemeinsamen Schritte! Sie wollen uns ebenfalls Feedback geben? Nehmen Sie Kontakt mit uns auf und lassen Sie uns ins Gespräch kommen.
Ansprechpartner:
Dr. Benjamin W. Schulze
Bereichsleitung Fachkräfte und Willkommenskultur
T. 0551/270713-43
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