BLOG: Fachkräfte Südniedersachsen

#118 In Vollzeit das Klima retten?

 

veröffentlicht am 25.07.2024; Autorin: Laura Bürnig

Studienaussteiger-Veranstaltung 26.1.2022

Dafür müssen Sie nicht unbedingt bei Greenpeace arbeiten. Auch als Fachkraft für Abwasser- oder Kältetechnik, können Sie direkt und indirekt einen Beitrag für den Klimaschutz leisten. Leider fehlen vielfach Arbeitskräfte in den Klimaberufen. Unsere Initiative „Hände für die Klimawende“ will dies ändern!

Klima retten, ist relevant

Eine Studie der Europäischen Investitionsbank von 2022 macht deutlich, dass die Haltung des künftigen Arbeitgebers zum Klima, vor allem für Arbeitsmarkteinsteiger, eine immer größere Rolle spielt. In der Gruppe der 20-29-Jährigen gaben sogar 81 Prozent an, bei der Jobwahl auf die Haltung des Arbeitgebers zum Klima zu achten.

Aber wie lassen sich Gelderwerb und Klimaschutz in Einklang bringen? Kann man acht Stunden am Tag einen Beitrag für das Klima leisten? Um mehr Menschen für Klimaberufe zu begeistern, muss erst einmal klar sein, mit welchen Berufen Sie wirksam für das Klima sein können. Gar nicht so einfach, denn: Eine einheitliche Definition von „Klimaberuf“ gibt es nicht.

Was sind Klimaberufe? Eine Annäherung

Auf Bundesebene gibt es keine allgemeingültige Definition von „Klimaberuf“, und auch auf globaler Ebene finden sich viele verschiedene Definitionsversuche. So versteht das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft unter „Grünen Berufen“ insgesamt 14 Ausbildungsberufe der Agrarwirtschaft. Die wohl bekanntesten Berufsgruppen sind dabei Landwirte.

Auf globaler Ebene ist die Arbeitsdefinition des Umweltprogramms der Vereinten Nationen am gebräuchlichsten. Hier werden sie als Tätigkeiten definiert, die einen Beitrag zu Umwelt und Klimaschutz leisten und dabei gleichzeitig menschliches Wohlergehen steigern und die soziale Gleichheit sicherstellen. Dies sind zum Beispiel Tätigkeiten in Landwirtschaft, Produktion, Forschung und Entwicklung, Verwaltung und Dienstleistung, die wesentlich zum Erhalt oder zur Wiederherstellung der Umweltqualität beitragen.

Die Internationale Arbeitsorganisation bezeichnet Arbeitsplätze als grün, „wenn sie helfen, negative Umweltwirkungen zu reduzieren und zu ökologischer, ökonomischer und sozialer Nachhaltigkeit von Unternehmen und Volkswirtschaften beitragen“.

Südniedersachsen sucht mehr Hände für die Klimawende!

Diese Definitionsversuche sind umfassend genug, als dass wir mit unserer Initiative noch weiteren Input dazu geben wollen. Vielmehr noch: Südniedersachsen macht sich auf, diese Definitionen regional zuzuschneiden. Damit wollen wir den Berufen, die im starken Zusammenhang mit dem Erreichen der Klimaschutzziele stehen, zum einen mehr Aufmerksamkeit und öffentliche Wertschätzung zukommen lassen. Zum anderen wollen wir damit den Zulauf auf offene Stellen der Betriebe unserer Region erhöhen, die für die Bewältigung der Klimawende sowie der Erreichung von Klimaschutzzielen nötig sind.

Als ländlich geprägte Region mit vielen kleinen und mittleren Unternehmen befinden wir uns mittendrin im Transformationsprozess. Gegebenenfalls stehen wir sogar erst ganz am Anfang. Was wir heute aber bereits hinreichend wissen ist: Inhalte der beruflichen Tätigkeiten werden sich verändern und neue Berufe werden entstehen. Für die Betriebe in Südniedersachsen bedeutet das beispielsweise die Veränderung ihrer bisherigen Haupttätigkeitsfelder und Arbeitsabläufe. Das vor dem Hintergrund des vielzitierten Fachkräftemangels auch angepasste Recruitingstrategien erforderlich sind, steht außer Frage (mehr dazu lesen Sie z.B. im Beitrag #10.

Es braucht Menschen, die die gesetzlichen Regelungen zum Klimaschutz umsetzen und in letzter Instanz auch jene, die ihr persönliches Engagement für den Klimaschutz beruflich einbringen wollen. Denn: Mit einem klimarelevanten Beruf ist es möglich, sich tagtäglich mit dem Klimaschutz auseinanderzusetzen.

Vier Berufsbereiche

In engerer Definition bezeichnen Klimaberufe alle Berufe, die sich unmittelbar mit Klima und dessen Auswirkungen beschäftigen, v.a. wissenschaftliche/forschende Tätigkeiten (Klimaforscher, Umweltingenieure oder Energieberater). Die breitere Definition der Klimaberufe umfasst Tätigkeiten, die direkten und teilweise indirekten Einfluss auf die Umsetzung von Klimaschutzmaßnahmen haben.

Mit unserer Fachkräfteinitiative für Klimaberufe definieren wir in Südniedersachsen vier Berufsbereiche, die wir im Folgenden näher vorstellen. Damit erhoffen wir uns, ein regionales Verständnis für das Thema Klima und klimarelevante Tätigkeiten, eine größere Sichtbarkeit für jene Unternehmen, die solche anbieten, sowie einen besseren Zulauf auf diese zukunftsfähigen, zukunftsrelevanten Berufe zu erzielen.

LANDWIRTSCHAFT & UMWELT: Die „klassischen“ Umweltberufe

Es handelt sich dabei in unserem Verständnis um Berufe, die hauptsächlich der Befriedigung der menschlichen Grundbedürfnisse, wie Ernährung, dienen. Tätigkeiten werden in der Natur, mit den „Elementen“ oder in enger Verbindung zu Flora und Fauna ausgeübt.

Beispiele für Klimaberufe im Bereich Landwirtschaft & Umwelt

  • Gärtner:in (div. Fachrichtungen)
  • Fachkräfte Agrarservice
  • Fachkraft für Abwassertechnik
  • Fachkräfte für Wasserversorgungstechnik / Wasserwirtschaft / Wasserbau
  • Fachkraft für Kreislauf- und Abfallwirtschaft
  • Forstwirte
  • Medizinische Technologen und Technologinnen für Veterinärmedizin
  • Pflanzentechnologe/in
  • Landwirtschaftlich-technische Assistenz
  • Revierjäger:in
  • Umweltschutztechnische Assistenz

MOBILITÄT & LOGISTIK: Keine Klimawende ohne Verkehrswende

Durch die Unterstützung der Verkehrswende schaffen wir es, erneuerbare Energien sinnvoll im Alltag nutzen und unsere Verkehrsinfrastruktur und öffentliches Transportwesen klimaschonender und bedarfsgerecht anzupassen. Die zugehörigen Berufe fördern einerseits die Umsetzung gesetzlicher Bestimmungen, andererseits übernehmen sie die Instandsetzung und Wartung von Gerätschaften und entsprechender Infrastruktur.

Beispiele für Klimaberufe im Bereich Mobilität & Logistik

  • Bauwerksmechaniker/-abdichter:in
  • Beton- und Stahlbetonbauer:in
  • Eisenbahner/innen im Betriebsdienst, Lokführer/in und Transport
  • Fachkräfte für Rohr-, Kanal- und Industrieservice
  • Kaufleute im Luft-/Eisenbahn- und Straßenverkehr, Verkehrsservice
  • Kaufleute für Spedition und Logistikdienstleistung
  • Karosserie- und Fahrzeugbaumechaniker/in (div. Fachrichtungen)
  • Konstruktionsmechaniker:n
  • Land-/Baumaschinen-/Kraftfahrzeugmechatroniker:in (div. Fachrichtungen)

PRODUKTION & HANDWERK: Dreh- und Angelpunkt der aktuellen Klimaschutzmaßnahmen

Menschen in diesen Berufen führen alle handwerklichen oder industriellen Arbeiten aus, die für die Umsetzung derzeitiger Maßnahmen notwendig sind. Sie sind daher von zentraler Bedeutung und bedürfen einer detaillierteren Berücksichtigung. Insbesondere vor dem Hintergrund, dass viele der regionalen Betriebe in diesen Bereichen tätig sind: Vom kleinen SHK-Betrieb (Sanitär-, Heizungs- und Klimahandwerk) bis hin zum Hidden Champion in der Verarbeitung werden sie alle für die Klimawende benötigt.

Beispiele für Klimaberufe im Bereich Produktion & Handwerk:

  • Anlagenmechaniker:in (div. Fachrichtungen)
  • Behälter- und Apparatebauer:in
  • Dachdecker:in
  • Estrich-, Bodenleger:in
  • (Industrie-) Elektroniker:in, -installateur:in, -mechaniker:in (div. Fachrichtungen), Elektrotechnische Assistenz
  • Fassadenmonteur:in
  • Fachkraft für Metalltechnik (div. Fachrichtungen)
  • Feuerungs- und Schornsteinbauer:in
  • Flachglastechnologe:inin, Glaser:in/Glasveredlung (div. Fachrichtungen)
  • Holzbearbeitungsmechaniker:in (div. Fachrichtungen), Holz- und Bautenschützer:in, Tischlerei
  • Klempner:in
  • Mechatroniker:in für Kältetechnik
  • Maler/in und Lackierer:in (div. Fachrichtungen)
  • Ofen- und Luftheizungsbauer:in
  • Papier-, Packmitteltechnologe:in
  • Straßenbauer/in, Asphaltbauer:in
  • Tiefbaufacharbeiter:in (div. Fachrichtungen), Brunnenbauer:in
  • Verfahrenstechnologen, -mechaniker:in (div. Fachrichtungen)
  • Wärme-, Kälte- und Schallschutzisolierer:in
  • Zerspanungsmechaniker:in

MANAGEMENT & BERATUNG: Konzeption, Anwendung und Prüfung

Der Grundgedanke, der dieser Einteilung zugrunde liegt, ist dass die konzeptionelle Umsetzung von Forschungsergebnissen und Information über die gesetzlichen Vorgaben das Verständnis in der Zivilbevölkerung für Klimaberufe und eben jene Personengruppen, die Klimamaßnahmen erarbeiten, empfehlen und olanerisch umsetzen, fördert.

Beispiele für Klimaberufe im Bereich Management & Beratung

  • Architekt:in, Assistent:in für Innenarchitektur
  • Verwaltungsfachangestellte (div. Fachrichtungen)
  • Baustoffprüfer:in, Bauzeichner:in
  • Biologielaborant:in, biologisch-technische Assistenz
  • Chemielaborant:in, chemisch-technische Assistenz
  • Energiemanagement
  • Fachkraft für Hygieneüberwachung
  • Fachkräfte für Straßen- und Verkehrstechnik
  • (Technische:r) Assistent:in für regenerative Energietechnik
  • Raumausstatter:in
  • Schornsteinfeger:in
  • Technische Systemplaner:in, Zeichner:in (div. Fachrichtungen)

Netzwerken, unterstützen, fördern

Die genannten Klimaberufe sind für unsere Region derzeit besonders relevant, da viele der hiesigen Betriebe in diesen Bereichen (vor allem im Bereich Produktion & Handwerk) tätig sind. Die zugehörigen Ausbildungsberufe werden jedoch zunehmend weniger nachgefragt, offene Stellen bleiben unbesetzt. Und so sind einerseits Nachwuchs- und Fachkräftemangel, und schließlich Auftragsablehnung bis hin zu Betriebsschließungen die Folge. Andererseits sind jedoch die Auftragsbücher, insbesondere der verbleibenden kleineren Handwerksbetriebe so voll, dass das Personal erst aus- und dann überlastet. Wer hat sich als Privatperson nicht schon einmal geärgert, dass ein Auftrag, wenn er denn überhaupt vom Handwerksbetrieb angenommen wurde (Stichwort „volle Auftragsbücher“), einige Zeit für die Fertigstellung benötigt (Stichwort „Arbeitskräftemangel“) und dann auch nicht zur vollen Zufriedenheit ausgeführt wurde (Stichwort „Fachkräftemangel“)? Dies ist auf nicht nur für die künftige wirtschaftliche Entwicklung bedenklich, sondern wird durch fehlende Menschen in den vorstehend genannten Berufen auch die Umsetzung von Klimaschutzzielen gefährden. Was können wir in Südniedersachsen tun?

Mit unserer Fachkräfteinitiative für Klimaberufe in Südniedersachsen setzen wir hier an: Wir wollen die Bedarfe der Betriebe analysieren und identifizierte Lücken in der Versorgung mit den benötigten Fachkräften gemeinsam und nachhaltig schließen. Dabei sprechen wir nicht nur die Betriebe selbst, sondern auch potenzielle (insbesondere junge) Arbeitskräfte an und vernetzen relevante Arbeitsmarktakteure miteinander. Wir holen uns Feedback aus der Wirtschaft und setzen Hinweise aus der Praxis entsprechend praxisnah um. Außerdem interessiert uns die Sichtweise der Klima- und Job-Interessierten: Welche Faktoren spielen auf der Suche nach einer beruflichen Tätigkeit und einem Arbeitgeber für Sie eine zentrale Rolle?

Lassen Sie uns hierzu sprechen. Wir freuen uns auf Ihre Anregungen!

Ansprechpartner:

Dr. Benjamin W. Schulze
Bereichsleitung Fachkräfte und Willkommenskultur
T. 0551/270713-43
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