BLOG: Fachkräfte in Südniedersachsen

#117 Land fördert sieben Welcome Center

veröffentlicht am 23.07.2024; Autorin: Benjamin Schulze

Abbildung von Brot, Bier und Getreide

Um Unternehmen besser bei der Gewinnung von Fachkräften aus dem Ausland zu unterstützen und internationale Erwerbszuwanderer:innen die Integration in den Arbeitsmarkt zu erleichtern, fördert das Land sieben Welcome Center in Höhe von rund 1 Million Euro. In seiner Presseinformation vom 16. Juli 2024 erklärt das Niedersächsische Ministerium für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Gleichstellung, die wichtige Rolle regionale Welcome Center bei der Fachkräftegewinnung und -integrationen spielen. Sie dienen als regionale Anlauf-, Beratungs- und Informationsstellen, die entsprechende Hilfestellungen rund um das Thema Integration und Fachkräfteeinwanderung anbieten. Außerdem sollen sie ihre Region als Zielregion für internationale Fachkräfte attraktiv positionieren und über die Regionalen Fachkräftebündnisse die engere Vernetzung mit den Arbeitsmarktakteuren gewährleisten.

Arbeitsminister Dr. Andreas Philippi betont: „‚Zusammen leben, zusammen arbeiten‘ ist nicht nur unser Motto als Vorsitzland der Integrationsministerkonferenz. Mit den Welcome Centern wollen wir ganz praktisch Hilfestellungen bei der Gewinnung von Fachkräften aus dem Ausland anbieten. So leisten wir einerseits einen Beitrag für die Fachkräfterekrutierung von kleinen und mittleren Betrieben. Andererseits geht es uns auch darum, dass sich zuwanderungsinteressierte Fach- und Arbeitskräfte in Niedersachsen willkommen fühlen und die bestmögliche Unterstützung für eine dauerhafte Integration in Unternehmen und Gesellschaft erhalten.“

Quelle: Land Niedersachsen, Presseinformation, 16.07.2024

Förderaufruf für Welcome Center

Im Januar hatte das Land Niedersachsen den dazugehörigen Förderaufruf im Rahmen der Richtlinie „Unterstützung Regionaler Fachkräftebündnisse 2021-2027“ veröffentlicht. Das Ziel war hier bereits klar umrissen. Der Aufruf zielt darauf ab, das Aufgabenspektrum bereits etablierter „Welcome Center“ (z.B. im Rahmen eines Förderprojektes in der vergangenen Förderperiode) durch zusätzliche Angebote zu erweitern sowie neue Welcome Center einzurichten. Dadurch soll eine möglichst flächendeckende Unterstützungsstruktur an „Welcome Centern“ etabliert werden, die die Funktion von Fachkräfteservicecentern in den Regionen
übernehmen.

Welcome Center sollen niedersächsische Unternehmen, insbesondere KMU, für die Möglichkeiten der Fach- und Nachwuchskräftegewinnung aus dem Ausland sensibilisieren, sie über die rechtlichen und praktischen Rahmenbedingungen informieren und sie bei der Gewinnung und Bindung internationaler Fachkräfte unterstützen. Zudem sollen Welcome Center auch internationalen Fachkräften und ihren Familien bei Bedarf beratend zur Seite stehen. Sie sollen Niedersachsen durch Marketingmaßnahmen als Zielregion für Fachkräfte aus Drittstaaten attraktiver machen und Vernetzungsaktivitäten entfalten.

Folgende Projekte wurden jüngst von der NBank bewilligt:
– Welcome Center Heidekreis – connected (FKB Nordostniedersachsen)
– Welcome Center der Region: Welcome@work (FKB Südostniedersachsen)
– Welcome Center Ems-Achse (FKB Ems-Achse)
– Welcome Center Wesermarsch (FKB Nordwest)
– Welcome Center für die Landkreise Cuxhaven, Rotenburg und Stade (FKB Elbe-Weser)
– Welcome Center IHK (FKB Nordwest)
– Mehr Willkommenskultur wagen (MWW) vom Welcome Centre Südniedersachsen (FKB Südniedersachsen)

Willkommens- und Anerkennungskultur sind entscheidend

Diese Förderung ist von grpßer Bedeutung für den regionalen Arbeitsmarkt. Denn eine weltweite Befragung (n=12.000) von sogenannten Expats (Personen, die sich ohne Einbürgerung über einen längeren Zeitraum, meistens berufsbedingt, in einem fremden Land aufhalten) bezeugt für das Zuwanderungsland Deutschland ein ausgesprochen schlechtes Ergebnis: Von 53 Ländern landet Deutschland auf Platz 49 der Beliebtheit. Vor allem beim Teilaspekt „Eingewöhnung“ schließt der Standort Deutschland mit dem 50. Platz denkbar schlecht ab. Drei von zehn Expats in Deutschland (30 Prozent) finden, dass die deutsche Bevölkerung unfreundlich gegenüber ausländischen Mitbürger:innen sei (vgl. InterNations 2023).

Das gesellschaftspolitische Klima mit nationalen Abschließungstendenzen der letzten Jahre (Rechtspopulismus, zunehmende Ausländerfeindlichkeit, sogenannte „Remigrationspläne“ usw.) wird hierzu beigetragen haben. Die deutschen Zuwanderungsgewinne kommen vorwiegend durch Flüchtlingszuzüge zustande, die nicht selten zeitlich sehr begrenzt sind. Vor dem Hintergrund des hohen Zuwanderungsbedarfs und des als wenig gastfreundlich wahrgenommenen gesellschaftlichen Klimas, wird die dringende Notwendigkeit deutlich, die regionale Willkommens- und Anerkennungskultur (mehr dazu auch in unserem Glossar) neu zu justieren bzw. überhaupt strategisch zu beeinflussen.

Mehr Willkommenskultur wargen

Auch das Welcome Centre Südniedersachsen (WeCo) ist dem Förderaufruf gefolgt und hat einen Antrag beim Land Niedersachsen gestellt – erfolgreich! Gelegen in der Mitte Deutschlands ist Südniedersachsen schon immer eine dynamische Region der Wanderungsbewegungen. Vor dem Hintergrund von demografischem Wandel und Fachkräftemangel soll Südniedersachsen weniger Durchgangsstation denn langfristiger Lebensmittelpunkt von Menschen unabhängig von ihrer Herkunft, Religion oder ethnischer Zugehörigkeit werden. Deshalb will das WeCo in unserer Region mehr Willkommenskultur wagen und diesen Prozess im Rahmen des Landesaufrufes „Förderung von Welcome Centern“ anstoßen.

Unter dem Titel „Mehr Willkommenskultur wagen“ hat das WeCo jüngst einen neuen Förderprojektantrag gegenüber der NBank gestellt. Es ist damit dem Förderaufruf vom Jahresbeginn gefolgt. Das Welcome Centre Südniedersachsen ist das einzige deutschlandweit, welches sich ausschließlich über Servicedienstleistungen selbst zu finanzieren versucht. Mit dem Vorhaben soll nicht nur das Portfolio vom WeCo selbst um kostenlose, digitale Dienstleistung erweitert, sondern darüber hinaus Maßnahmen angestoßen werden, die entscheidend zur Verbesserung der hiesigen Willkommenskultur beitragen.

Von den neun im Förderaufruf genannten Aufgaben, widmet sich das geplante Vorhaben folgenden fünf explizit: 1) Sensibilisierung von Unternehmen, 2) Durchführung von Informationsveranstaltungen, 3) Unterstützung beim interkulturellen Öffnungsprozess, 4) Vernetzung von Akteuren, 5) Konzeption und Umsetzung digitaler Angebote und Social Media. In den kommenden Wochen werden wir im Rahmen des Blogs näher über das Projekt und seine Fortschritte berichten.

Ziele des Vorhabens

Netzwerkaufbau für zentrale Akteure und Multiplikatoren der regionalen Willkommenskultur

Sensibilisierung von Unternehmen und Öffentlichkeit für die Relevanz zuziehende Menschen freundlich, respektvoll und unterstützend aufzunehmen.

Ausbau der Internetseite www.welcome-to-suedniedersachsen.de als regionale Landingpage für Zuwanderungsinteressierte und Ankommende.

Online-Beratungsangebote für Zuwanderungsinteressierte und Ankommende entwickeln und erproben.

Neue Veranstaltungsformate für Ankommende und Zugezogene konzipieren und umsetzen.

In ihrer alltäglichen Arbeit stellen die Beraterinnen des Welcome Centres Südniedersachsen wiederkehrend fest, wie wichtig eine positive Willkommenskultur ist. Das meint, dass Menschen, unabhängig von ihrer Herkunft, Religion oder ethnischen Zugehörigkeit, freundlich, respektvoll und unterstützend aufgenommen werden. Die WeCo-Services für Unternehmen und Privatpersonen zielen deshalb darauf ab, alle Klient:innen möglichst ab individuellen Bedarf orientiert, Hilfestellung und Unterstützung zu bieten, sei es bei Behördengängen, der Wohnungssuche oder der Orientierung in Deutschland und vor Ort.

Hier finden Sie mehr Informationen zu den angebotenen Dienstleistungen des Welcome Centres Südniedersachsen.

Ansprechpartner:

Dr. Benjamin W. Schulze Bereitsleiter Fachkräfte und Willkommenskultur T. 0551/270713-43 mailen

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