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#107 Studienabbruch ist kein Beinbruch

veröffentlicht am 25.04.2024; Autorin: Laura Brünig

Studienaussteiger-Veranstaltung 26.1.2022

Ein „Beinbruch“ steht für den Bruch eines Knochens oder im übertragen Sinne für ein Unglück. Der „Studienabbruch“ bezeichnet die vorzeitige Beendigung eines Erststudiums, also vor Erlangen eines akademischen Grades, durch einen Studierenden, ohne eine Wiederaufnahme des Studiums zu einem späteren Zeitpunkt. Diese Erklärungen finden wir in dieser Art online bei verschiedenen Erklär-Anbietern. Der folgende Beitrag versucht zu erklären, warum ein Studiumabbruch kein Unglück ist.

Kurzer Disclaimer vorweg: Ein Vorhaben aufzugeben, ist sehr oft mit Schmerzen verbunden. Und nicht selten müssen im Zuge dessen die Phasen von Trauer durchschritten werden: Leugnung, Ärger, Feilschen, Depression und Akzeptanz. Einigen Menschen gelingt dies schneller als anderen. Aber je schneller ein:e Studienabbrecher:in in die Phase der Azeptanz eintaucht, desto früher kann er/sie das Potenzial und die damit einhergehenden neuen Chancen erkennen. Von dieser Haltung ausgehend, beschäftigt sich dieser Beitrag mit dem Thema Studienabbruch.

Der Entschluss, ein Studium abzubrechen, wird oft als eine der schwierigsten Entscheidungen im Leben eines jungen Erwachsenen betrachtet. Gesellschaftliche Erwartungen und persönliche Ziele können den Druck enorm erhöhen. Doch ein Studienabbruch ist keineswegs das Ende der Welt – im Gegenteil, er birgt wertvolle Lernmöglichkeiten und Chancen, die oft unterschätzt werden.

Die Realität des Studienabbruchs

Statistiken zeigen, dass eine beträchtliche Anzahl von Studierenden ihr Studium vorzeitig beendet. Die Gründe dafür sind vielfältig: von falschen Erwartungen und mangelnder Motivation bis hin zu finanziellen Schwierigkeiten und persönlichen Herausforderungen. Ein Abbruch kann also aus einer Vielzahl von legitimen und nachvollziehbaren Gründen erfolgen.

Wertvolle Learnings aus dem Studienabbruch

Wichtig ist es, aus dem Erlebten die richtigen Schlüsse zu ziehen.

  1. Selbstreflexion und Erkenntnis: Ein Studienabbruch zwingt zur Selbstreflexion. Warum passt dieses Studium nicht zu mir? Was sind meine wirklichen Interessen und Stärken? Diese Fragen zu beantworten, hilft, die eigene Persönlichkeit und Karriereziele besser zu verstehen.
  2. Erfahrung im Umgang mit Misserfolgen: Das Leben verläuft nicht immer nach Plan. Ein Studienabbruch lehrt, mit Rückschlägen umzugehen und sich neu zu orientieren. Diese Resilienz ist eine wertvolle Fähigkeit, die in jeder Lebenslage von Nutzen ist.
  3. Entwicklung neuer Perspektiven: Ein Abbruch eröffnet die Möglichkeit, neue Wege zu erkunden. Vielleicht liegt die wahre Leidenschaft in einem völlig anderen Fachgebiet oder in einer praktischen Ausbildung. Manchmal führt der Umweg zu einer unerwarteten, aber erfüllenderen Karriere.
  4. Stärkung der Entscheidungsfähigkeit: Die Entscheidung, ein Studium abzubrechen, ist oft schwer und erfordert Mut. Sie schärft die Fähigkeit, schwierige Entscheidungen zu treffen und dafür Verantwortung zu übernehmen.

Chancen nach dem Studienabbruch

Der Abbruch birgt viele Chancen. Studien machen deutlich, dass die meisten Studienabbrecher:innen meist zügig einen guten Anschluss auf dem Arbeitsmarkt finden. Die Entwicklung hin zum Arbeitnehmermarkt (mehr dazu im Glossar) wird die Anschlussfähigkeit künftig noch steigern.

  1. Neubeginn in einem anderen Studiengang: Viele ehemalige Studierende finden in einem anderen Fachgebiet ihre wahre Berufung. Der vorherige Abbruch dient oft als wichtige Erkenntnisquelle, die hilft, den richtigen Weg zu finden.
  2. Berufsausbildung und duales Studium: Eine praxisorientierte Ausbildung oder ein duales Studium kann eine attraktive Alternative sein. Diese Wege kombinieren theoretisches Wissen mit praktischer Erfahrung und bieten oft gute Jobperspektiven.
  3. Berufseinstieg und Weiterbildung: Ein direkter Berufseinstieg kann ebenfalls eine Option sein. Viele Unternehmen schätzen praktische Erfahrung und bieten Weiterbildungsprogramme an, die berufliche und persönliche Entwicklung fördern.
  4. Gründung eines eigenen Unternehmens: Einige Studienabbrecher:innen nutzen die Gelegenheit, ein eigenes Unternehmen zu gründen. Die im Studium erworbenen Kenntnisse und Fähigkeiten, aber auch Kontakte, können dabei von großem Nutzen sein.

Fazit: Studienabbruch als Neuanfang

Ein Studienabbruch sollte nicht als Versagen betrachtet werden, sondern als Chance zur Neuorientierung und persönlichen Entwicklung. Die Erfahrungen, die dabei gesammelt werden, und die neu gewonnenen Erkenntnisse sind wertvolle Bausteine für den weiteren Lebensweg. Wichtig ist, offen für neue Möglichkeiten zu sein und den Mut zu haben, seinen eigenen, individuellen Weg zu gehen. Denn letztlich geht es darum, ein erfülltes und authentisches Leben zu führen – unabhängig davon, ob dies durch ein abgeschlossenes Studium oder andere wertvolle Erfahrungen erreicht wird.

Netzwerk Neustart voraus

In früheren Beiträgen (z.B. #88 oder #15) haben wir bereits das regionale Netzwerk für Studienaussteiger:innen vorgestellt. Bei Neustart voraus arbeiten unter anderem die Agentur für Arbeit mit der Universität Göttingen und der Beschäftigungsförderung Göttingen eng zusammen, um Student:innen Hilfestellung zu geben, die mit ihrem Studium hadern oder um neue Perspektiven nach einem Studienabbruch aufzuzeigen. Wer Hilfe oder Unterstützung sucht, findet sich über die Website des Netzwerks.

Ansprechpartnerin:

Laura Brünig
Projektleiterin Fachkräftebündnis Südniedersachsen
T. 0551/270713-42
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