Südniedersachsen. Wie soll die Bildungslandschaft in Südniedersachsen 2028 aussehen? Diese Frage stand im Mittelpunkt der Strategiekonferenz der Bildungsregion Südniedersachsen, die am 26. April im Tagungshaus Alte Mensa in Göttingen stattfand. Unter dem Motto „Bildung war, ist und bleibt ein Schwerpunkt“ diskutierten rund 130 Akteur:innen aus dem Bildungsbereich, wie die Menschen künftig dabei unterstützt werden können, ihre individuellen Potenziale zu entfalten und sich aktiv, verantwortungsvoll sowie selbstbestimmt an einer offenen und demokratischen Gesellschaft zu beteiligen. Die Grundlage dafür bildeten Visionen entlang der Bildungskette in den Leitthemen „Qualitätsentwicklung“, „Bildungsgerechtigkeit und Chancengleichheit“ und „Zukunftskompetenzen“. In zwei Workshop-Phasen hatten die Teilnehmer:innen Gelegenheit, diese zu konkretisieren und konkrete Maßnahmen zu entwickeln.
Für den Übergang Kita-Schule etwa sollen die Angst vor Veränderung reduziert, die Selbstorganisation gestärkt sowie die „Netzwerkintelligenz“ ausgeschöpft werden. So könnte ein regionaler Wegweiser für Fragen rund um das Thema Bildung die Komplexität reduzieren und eine höhere Akzeptanz unter den Akteuren schaffen. Als weitere Maßnahmen sollen Schulbegleitungen schulmodellübergreifend aufeinander abgestimmt, Sprachbildung und -förderung weiter ausgebaut und die Teilhabechancen von Kindern durch eine bessere Umsetzung des Rechtsanspruchs auf bedarfsgerechte Betreuung in Kindertagesstätte und Ganztagsgrundschule erhöht werden.
„Stärken stärken“ war das zusammenfassende Motto aus den Workshops zum Übergang Schule-Beruf. Die Teilnehmenden waren sich einig, dass Inklusion einen Schwerpunkt der Strategie ausmachen soll. Mehr Alphabetisierungsangebote für Schüler:innen sowie die Sensibilisierung des Arbeitsmarkts für junge Leute mit Inklusionsbedarf zählten zu den erarbeiteten Maßnahmen, um die Chancengleichheit und Bildungsgerechtigkeit weiter zu verbessern. In der Berufsorientierung besteht ein Vorhaben darin, vorhandene Beratungsleistungen um sogenannte Peer-to-Peer-Beratungen zu ergänzen, die von Studierenden oder Auszubildenden übernommen würden. Zudem müsse Kompetenzorientierung ganzheitlich gedacht und die Zukunftskompetenzen der Schüler:innen durch vollwertige Koordinierungsstellen zur Berufsorientierung an den Schulen gestärkt werden.
Zuvor hatten Vertreter:innen von Land und Kommunen deutlich gemacht, welche Mehrwerte sich durch die Bündelung und Vernetzung erfolgreicher Aktivitäten ergeben und welche thematischen Schwerpunkte sie bis 2028 als prioritäre Gemeinschaftsaufgabe sehen. Moderiert wurde die Diskussion von Prof. Dr. Herbert Asselmeyer (Universität Hildesheim). „Bildung ist die Grundlage für die wirtschaftliche Stärke unserer Region und ihrer Innovationskraft. Sie ist außerdem das Fundament, auf dem unsere demokratische Gesellschaft fußt. Wenn wir Bildungsbiografien von den Kitas über die Schulen bis hin zu Ausbildung und Studium systematisch begleiten und Bildungsketten schließen, machen wir Südniedersachsen noch attraktiver und steigern die Lebensqualität in unserer Region. Bildungschancen zu verbessern ist die beste Form der Sozial- und Wirtschaftspolitik“, betonte Göttingens Landrat Marcel Riethig. Jan-Christopher Linck, Dezernent für Kreisentwicklung im Landkreis Northeim, hob das von der Bildungsregion initiierte Projekt SchulBetrieb als Schwerpunkt für die kommenden Jahre hervor: „Unternehmen in Südniedersachsen können um Nachwuchskräfte werben und die Schülerinnen und Schüler sammeln praxisnahe Erfahrungen. Ich wünsche mir, dass diese Kooperation, auch jetzt nach den Auswirkungen der Pandemie, wieder Fahrt aufnimmt.“ Die Bildungsdezernentin der Stadt Göttingen, Maria Schmidt, ergänzte: „Für die Stadt Göttingen als zukunftsorientiertes Oberzentrum liegt ein Fokus darauf, bereits im frühkindlichen Bereich Grundlagen für eine erfolgreiche Bildungsbiografie zu legen. Darauf sollten alle beteiligten Institutionen aktiv gemeinsam hinwirken.“ Vom Regionalen Landesamt für Schule und Bildung Braunschweig verdeutlichte Behördenleiter Torsten Glaser am Beispiel des erfolgreichen Netzwerks Schulabsentismus: „Es ist eine gute Sache, die in einer Region versammelten Bildungsinstitutionen regelmäßig zur Ausrichtung auf eine gemeinsame bildungspolitische Perspektive an einen Tisch zu bringen. Denn Bildungsangebote und -chancen für die Kinder vor Ort zu verbessern ist für alle Bildungsakteure Herausforderung und Chance zugleich.“
Carola Müller, im Vorstand der SüdniedersachsenStiftung für das Thema Bildung zuständig, zeigte sich mit Ablauf und Ergebnissen der Strategiekonferenz hochzufrieden: „Ich freue mich, dass es gelungen ist, aus strategischen Zielen konkrete Handlungsschritte abzuleiten und gemeinsam vorwärtszukommen.“
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