BLOG: Fachkräfte in Südniedersachsen
#135 Regionale Strategien zur Stärkung der Willkommenskultur
veröffentlicht am 14.11.2024; Autorin: Ulrike Streicher
In Deutschland wird Willkommenskultur im Wesentlichen auf regionaler Ebene durch eine Vielzahl von innovativen Ansätzen und Initiativen gestärkt. Solche Maßnahmen lassen sich grob in die vier Gruppen regionale Integrationsstrategien, zivilgesellschaftliches Engagement, digitale Innovationen und kommunale Projekte einteilen. Im Folgenden werden diese Kategorien erläutert und durch konkrete Beispiele veranschaulicht. Dabei werfen wir einen Blick über unseren eigenen regionalen Tellerrand hinaus.
Regionale Integrationsstrategien: Fachkräftesicherung und Standortentwicklung
Ein bedeutender Bereich der regionalen Willkommenskultur umfasst Strategien zur Sicherung und Förderung von Fachkräften. In diesem Kontext arbeiten regionale Arbeitskreise und Netzwerke daran, die Attraktivität ihrer Region für Fach- und Führungskräfte zu erhöhen.
Beispielsweise unterstützt der Arbeitskreis Willkommenskultur im Regionalmanagement Mittelhessen Unternehmen bei der Werbung um neue Talente. Durch gezielte Veranstaltungen und Maßnahmen wird der Integrationsprozess für Neuankömmlinge erleichtert, was wiederum den Zuzug und die Fachkräftesicherung fördert. Christian Bernhard, der Leiter des Arbeitskreises, hebt hervor, wie erfolgreich die Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Institutionen die Region voranbringt.
Im Erzgebirge wurde bereits 2014 eine Machbarkeitsstudie durchgeführt, um regionale Netzwerke für die Integration von Zuwanderern aufzubauen. Die Studie zeigte, dass die Einbindung der Bevölkerung und der lokalen Unternehmen entscheidend ist, um das Erzgebirge als lebenswerte Region mit attraktiven Arbeitsplätzen zu positionieren. Solche regionalen Integrationsstrategien sind entscheidend, um sowohl den lokalen Arbeitsmarkt zu stärken als auch eine inklusive Atmosphäre zu schaffen.
Zivilgesellschaftliches Engagement: Förderung von Vielfalt und Offenheit
Das zivilgesellschaftliche Engagement spielt eine wesentliche Rolle bei der Schaffung und Aufrechterhaltung einer offenen Gesellschaft. In vielen Regionen setzen sich Organisationen und Bürgergruppen aktiv für eine vielfältige und inklusive Gemeinschaft ein.
Ein Beispiel für solches Engagement ist die Charta des Willkommens der Metropolregion Frankfurt/Rhein-Main. Durch die Unterzeichnung dieser Charta verpflichten sich verschiedene Akteur:innen aus der lokalen Politik, eine diskriminierungsfreie und inklusive Umgebung für Geflüchtete und Migrant:innen zu schaffen. Unterstützt von Vertretern aus Gewerkschaften, Wirtschaft und Bildungseinrichtungen, soll diese Charta Diskriminierung abbauen und eine Willkommenskultur etablieren, die sowohl bestehende Fachkräfte bindet als auch neue Talente anzieht.
Zusätzlich dazu setzt sich die Initiative Weltoffenes Thüringen im Freistaat Thüringen für eine vielfältige Gesellschaft ein. Diese Initiative fördert eine Kultur der Akzeptanz und Offenheit, indem sie sich gegen Vorurteile und Ausgrenzung wendet und die Europäische Einigung als Grundlage für Frieden und Wohlstand unterstützt.
Digitalisierung als Schlüssel zur Integration
Die Digitalisierung bietet innovative Werkzeuge, um die Willkommenskultur weiter zu stärken. Digitale Technologien können dazu beitragen, Informationen und Dienstleistungen für Zuwanderer zugänglicher zu machen und somit den Integrationsprozess zu erleichtern.
Ein Beispiel für einen solchen Ansatz ist das Projekt Willkommenskultur 4.0 in Bad Berleburg, das vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft gefördert wird. Hier wird durch den Einsatz digitaler Hardware, wie z.B. Terminals an zentralen Orten in der Stadt, versucht, die Integration zu verbessern. Diese Terminals bieten mehrsprachige Informationen, Serviceleistungen und Orientierungshilfen, die Neubürgern den Einstieg erleichtern und den demografischen Herausforderungen sowie dem Fachkräftemangel entgegenwirken sollen.
Kommunale Projekte: Lokale Maßnahmen zur Integration
Auf kommunaler Ebene gibt es zahlreiche Projekte, die gezielt auf die Förderung einer Willkommenskultur abzielen. Diese Projekte integrieren lokale Akteure und Ressourcen, um eine inklusive Gemeinschaft zu schaffen.
Das Projekt Ankommen in Deutschland der Bertelsmann Stiftung beispielsweise zielte darauf ab, Kommunen bei der Integration von Geflüchteten zu unterstützen. Die Erkenntnisse und Best-Practice-Beispiele, die im Rahmen dieses Projekts gesammelt wurden, sind nun in der Abschlusspublikation „Ankommen im neuen Zuhause“ dokumentiert und sollen anderen Kommunen als Orientierung dienen. Das neu gestartete Projekt Weltoffene Kommune setzt diese Arbeit fort und strebt an, die Offenheit und Vielfalt auf kommunaler Ebene weiter zu fördern und auszubauen.
Fazit: Die Vielfalt der regionalen Willkommenskultur
Die verschiedenen regionalen Initiativen zur Förderung der Willkommenskultur verdeutlichen die umfassende und vielschichtige Natur dieses Themas. Die Kombination aus Fachkräftesicherung, zivilgesellschaftlichem Engagement, digitaler Innovation und kommunalen Projekten zeigt, wie unterschiedliche Ansätze zusammenwirken, um Integration und Offenheit zu fördern. Die enge Zusammenarbeit zwischen lokalen Akteuren, der Zivilgesellschaft und politischen Institutionen ist dabei von entscheidender Bedeutung, um eine inklusive und zukunftsfähige Gesellschaft zu schaffen.
Ansprechpartner:
Dr. Benjamin W. Schulze Bereichsleiter Fachkräfte und Willkommenskultur T. 0551/270713-43 mailen
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