Dr. Wolfgang Keske (Facharzt für Allgemeinmedizin), Jürgen Dürr (Beschäftigungsförderung Göttingen), Dr. Tilmann Sachsse (Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin), Angelika Puls (Gesundheitsamt Stadt/Landkreis Göttingen), Dr. Jörg Kinkelbur (Facharzt für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie), Dr. Henrik Uebel-von Sandersleben (Universitätsmedizin Göttingen, UMG) und Dr. Markus Röbl (UMG) bei der Podiumsdiskussion

Podiumsdiskussion zum Thema Schulabsentismus.
Foto: SüdniedersachsenStiftung.

dniedersachsen. „Abstimmungswege effizienter gestalten!“ lautete die Kernbotschaft der Veranstaltung des Netzwerks Schulabsentismus zum Thema „Schulabsentismus – Versorgung in Südniedersachsen“, die die Bildungsregion Südniedersachsen gemeinsam mit der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin und der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie der Universitätsmedizin Göttingen (UMG) am Mittwoch, 6. September 2023, ausgerichtet hat. Über 70 Hausärzt:innen, Kinder- und Jugendärzt:innen, Kinder- und Jugendpsychiater:innen und Vertreter:innen von Beratungsstellen diskutierten über aktuelle Maßnahmen, Erfordernisse und Empfehlungen zu Schulabsentismus.

Zu Beginn der Veranstaltung machte Dr. Henrik Uebel-von Sandersleben (Universitätsmedizin Göttingen, UMG) deutlich: „Häufig werden Kinder und Jugendliche erst nach jahrelangem Schulabsentismus in einer Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie oder Psychotherapie vorgestellt.“ Laut Uebel-von Sandersleben ginge dies oftmals mit unbehandelten psychiatrischen Störungsbildern, dem Risiko einer Chronifizierung sowie erheblichen sozialen Folgen einher. Die häufigsten kinder- und jugendpsychiatrischen Ursachen von Schulvermeidung seien soziale Phobien, Trennungsängste, Depressionen sowie andere emotionale und affektive Störungen.

Daran anknüpfend betonte Schulleiter Rainer Wiemann (BBS1 Arnoldi-Schule Göttingen): „Die Schulen sind durch zunehmenden Schulabsentismus stark belastet, da sowohl Unterricht als auch Prüfungswesen dadurch beeinträchtigt sind. Wichtig ist, Schulschwänzen von Schulabsentismus aufgrund von Schulangst und Schulphobie zu unterscheiden.“ Insbesondere Schulschwänzer:innen würden Ressourcen, die für pädagogische Arbeit sowie sozialpädagogische Unterstützung dringend gebraucht werden, binden. Laut Wiemann sorgen zudem die bestehenden rechtlichen und organisatorischen Rahmenbedingungen dafür, dass schulische Maßnahmen zur Bewältigung von Schulabsentismus oft sehr aufwändig und langwierig sind. Um den Herausforderungen besser zu begegnen, müssten pädagogisch wirksame Maßnahmen zeitnah realisiert werden.

Welche Unterstützung Akteure dabei erfahren können, zeigte Dr. Markus Röbl (UMG) bei der Vorstellung der Handreichungen für Ärzt:innen sowie für Eltern und Erziehende auf. Diese beinhalten zielgerichtete Hilfestellungen sowie ein Handlungskonzept. Ratsuchende erfahren dabei, wie sie Schulabsentismus bei betroffenen Kindern und Jugendlichen schon im Ansatz erkennen können, um anschließend gut vernetzt, strukturiert und rechtssicher zu reagieren.

In der abschließenden von Röbl moderierten Podiumsdiskussion tauschten sich Uebel-von Sandersleben, Angelika Puls (Gesundheitsamt Stadt/Landkreis Göttingen), Dr. Wolfgang Keske (Facharzt für Allgemeinmedizin), Dr. Jörg Kinkelbur (Facharzt für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie), Dr. Tilmann Sachsse (Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin) und Jürgen Dürr (Beschäftigungsförderung Göttingen) zu aktuellen Themen rundum Schulabsentismus aus. Einigkeit herrschte darüber, dass eine frühzeitige Intervention und Bereitstellung von Beratungs- und Unterstützungsangeboten bereits erkennbare Wirkung zeigten. Zudem betonten die Diskutant:innen, dass eine stärkere Vernetzung aller relevanten Akteure aus Politik, Schule, Jugendhilfe, Elternschaft und Medizin entscheidend sei, um Schulabsentismus effektiv zu begegnen. Alle Verantwortlichen müssten fallabhängig den gleichen Wissenstand haben, um effiziente Maßnahmen zeitnah umsetzen zu können. Dabei seien unter anderem ein positiver Zugang zu ärztlichen Schweigepflichtsentbindungen, genauere Überprüfungen von Kindeswohlgefährdungen und flächendeckende digitale Erfassungsmöglichkeiten zur Anzeige von Schulpflichtsverletzungen entscheidend.

„Für eine zielgerichtete Unterstützung ist eine gute und verbindliche Kooperation zwischen Schulen, Jugendhilfe sowie medizinischen und psychologischen Diensten unabdingbar“, bekräftigte Bildungskoordinatorin Dr. Lilit Sargsyan (SüdniedersachsenStiftung). Sie hob hervor, dass die Netzwerkarbeit zum Thema Schulabsentismus ein wichtiger Bestandteil der Bildungsregion Südniedersachsen bleiben wird, um die gesellschaftliche Teilhabe der betroffenen Kinder und Jugendlichen zu stärken und Bildungserfolge nachhaltig zu ermöglichen.

Die kostenlosen Handreichungen und Leitfäden können auf der Webseite der Bildungsregion Südniedersachsen unter dem folgenden Link kostenlos heruntergeladen werden: www.bildungsregion-suedniedersachsen.de/schulabsentismus/leitfaeden/.

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