BLOG: Fachkräfte in Südniedersachsen

#71 Typisch deutsch!?

veröffentlicht am 19.05.2023; Autorin: Heike Borrmann (Welcome Centre)

Farbenkasten

Typisch bayerisch, aber international wohl als typisch deutsch bekannt. Wir arbeiten gegen Stereotypen an.

Der deutsche Arbeitsmarkt ist immer mehr auf Zuzug internationaler Fach- und Führungskräfte angewiesen. Gleiches gilt unvermindert für Südniedersachsen. Das Welcome Centre hat bei seinen internationalen Klienten nachgefragt und stellt fest, nicht alles was für uns alltäglich ist, erklärt sich den neuen Hinzugezogenen. Mehr noch der Zuzug in unsere Region ist für sie mit vielen Unsicherheiten verbunden.

Was sind die größten Ungewissheiten vor der Einreise nach Deutschland?

Die Sprachbarriere wird als größte Hürde beim Neustart in Südniedersachsen angesehen. Viele Zuziehende verfügen bei der Einreise über keine oder nur wenige Deutschkenntnisse. Nicht nur bei bürokratischen Schritten, sondern auch im Alltag, sind entsprechende Sprachkenntnisse nach wie vor existenziell.

Damit ist die ausgeprägte Bürokratie in Deutschland bereits angesprochen. Sie wird als eine weitere große Herausforderung wahrgeommen, wie beispielsweise bei der Beantragung von Visum oder der Arbeits- und Aufenthaltsgenehmigung. Viele Fach- und Führungskräfte kommen aus Ländern, in denen bürokratische Schritte überwiegend online erfolgen oder Beantragungen für verschiedene Themen in einem Termin an zentraler Stelle durchgeführt werden können. Ein Digitalisierungsschritt, von dem wir an vielen Orten in Deutschland noch weit entfernt sind.

Ängste im sozialen Bereich spielen bei den Klient:innen des Welcome Centres eine außerordentliche Rolle. Es fällt verständlicherweise schwer, Freunde und Familie im Heimatland zurückzulassen und es ist ungewiss, wie sich die sozialen Kontakte in Südniedersachsen gestalten: „Finde ich Freunde? Gibt es Menschen, die mit mir Hobbys teilen?“ Die oft vorhandene Sprachbarriere verstärkt dieses Unbehagen. Dieses kann dazu führen, dass sie verstärkt Anschluss unter Zugezogenen aus dem gleichen Kulturkreis suchen. Diese Netzwerke sind hilfreich, führen aber auch dazu, dass sich der Integrationsprozess verlängern kann.

Vor diesem Hintergrund schätzen die Klient:innen die Services des Welcome Centres sehr. Denn das regionale Onboarding ermöglicht und erleichtert das Onboarding im Unternehmen ganz entscheidend.

Wo liegen die größten Unterschiede zwischen dem Heimatland und Deutschland/Südniedersachsen?

In vielen Ländern existiert eine andere Arbeitskultur. In Deutschland dominiert zunehmend der Ansatz zur „Work-Life-Balance“, wie ihn viele Klient:innen so aus ihrem Heimatland in dieser Form nicht kennen. Ein Beispiel dafür ist u.a. die in Relation gesehen recht hohe Anzahl von Urlaubstagen in Deutschland. Es wurden aber auch andere Punkte genannt, wie das hohe Umweltbewusstsein in Deutschland, die gute Infrastruktur sowie die auffällige Sauberkeit auf den Straßen und in den Städten in Südniedersachsen. Bei der Einschätzung spielt selbstverständlich das Herkunftsland bzw. die -region eine entscheidende Rolle.

Jede und jeder hat ein eigenes Päckchen zu tragen, indem u.a. kulturelle Prägung schwer wiegt. Das sogenannte Rucksackmodell haben wir hier schon einmal thematisiert.

Was ist typisch „deutsch“ für Internationale?

Pünktlichkeit wird in Deutschland im Vergleich zu vielen Heimatländern der internationalen Klient:innen sehr streng genommen und wurde von fast allen Befragten als „typisch deutsch“ genannt. Damit bestätigt sich einmal mehr dieses fast schon traditionelle Klischee. Aber auch persönliche Distanz, d.h. die Trennung zwischen Arbeits -und Privatleben ist für viele Zuziehende neu. In vielen Kulturkreisen ist es üblich, über Privates zu sprechen, um überhaupt eine Vertrauensbasis für Geschäftliches aufbauen zu können.

„Deutsche“ zeichnen sich laut Umfrage durch Effizienz und Sorgfalt sowie Präzision aus, die sich in der Qualität der Arbeit und der Art und Weise, wie man in Deutschland an die Aufgaben herangeht, widerspiegeln. Stereotype oder tatsächlich wahr?

Last but not least steht Deutschland gemäß der befragten Klient:innen für gutes Essen und „beer“.

Mit dem Wissen richtig umgehen

In Vielem, was genannt wurde, haben sich die Beraterinnen des Welcome Centres „als typisch deutsch“ wiedergefunden. Im Austausch und der Kommunikation mit internationalen Hinzuziehenden ist es wichtig, sich dieser Punkte immer wieder bewusst zu werden, um sich gegenseitig zu verstehen, eben nicht nur mit Worten. Das gilt im besonderern Maße für uns Gastgeber:innen, da wir immer mehr auf internationale Fach- und Führungskräfte im deutschen Arbeitsmarkt angewiesen sind.

Die Beraterinnen des Welcome Centres unterstützen deswegen in ihrer Beratung auch dadurch, indem sie Besonderheiten der deutschen Kultur und Verhaltensweisen aufzeigen und auf diese Weise bei der Integration entscheidend unterstützen. Erklären trägt zum nachhaltigen Kulturverständnis bei. Interkulturelle Sensibilität hilft, den Fach- und Führungskräften Unsicherheiten gerade beim Start in unserer Region zunehmen.

Mehr zum Wel­co­me Cent­re le­sen Sie hier.

Ansprechpartnerin:

Heike Borrmann
Beraterin im Welcome Centre

T. 0151 26105247
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