BLOG: Fachkräfte in Südniedersachsen

#53 From Software Pionieers to Gender Gaps

 

veröffentlicht am 16.11.2022; Autorin: Laura Li Stahr

Farbenkasten

Viele Berufsbereiche werden auch heute noch in typisch weiblich und/oder typisch männlich unterteilt. Leider ist dies auch in der IT-Welt von heute der Fall. Doch diese Entwicklung hätte auch anders kommen können, denn ein Blick in die Anfangszeiten verrät, dass die Programmierwelt einst von Frauen dominiert wurde. Woher kommt diese Veränderung? Wieso fehlt heute insbesondere bei den Frauen der Nachwuchs im IT-Bereich?

There are no women on the Internet

In den Anfängen des Programmierzeitalters war der Berufszweig vor allem von Frauen repräsentiert. Ihre Organisationsfähigkeit und Flexibilität wurden in der Branche hochgeschätzt. Frauen wiederum schätzten sicherlich bereits damals schon die oftmals zeit- und ortsunabhängigen Möglichkeiten der Branche. Mit Bedeutungsgewinn und Branchenchancen wurden mit den Jahren Frauen nach und nach verdrängt. Die IT wurde zu einer Männer-Domäne – sowohl im Ausbildungsberuf als auch im Studium sinkt die Zahl der Frauen rapide. Heute ist nicht einmal mehr jede fünfte Person in der Branche weiblich. Deshalb versucht das Projekt „IT macht Schule“ junge Menschen, inbesondere Mädchen und junge Frauen in die IT-Branche zu lotsen.

„Laut dem Statistischen Amt der Europäischen Union (Eurostat) liegt der Frauenanteil in der IT‑Branche in Deutschland bei 17,5 Prozent.“ (RND, 24.05.2022)

Der generelle Fachkräftemangel hat bereits vor Jahren Einzug in die IT-Branche gehalten und wird sich aufgrund des anstehenden Renteneintritts der Babyboomer-Generationen (zur Generationsthematik finden Sie hier Hinweise in unserem Glossar zum Blog) nochmals deutlich verschärfen. Vor diesem Hintergrund müssen für den Brancheneinstieg im besonderen Maße Anreize für Frauen geschaffen werden.

Pay Gap im Boys-Club

Das allgemeine Gehaltsgefälle zwischen Frauen und Männern fällt auch in diesem Bereich stark ins Gewicht. Einer Studie zufolge kann im Hinblick auf die Situation in der Bundesrepublik auch vom sogenannten „Gender Equality Paradox“ gesprochen werden.

„Danach ergreifen Frauen in Ländern mit schwach ausgeprägtem Sozialsystem tendenziell häufiger gut bezahlte technische Jobs. In ausgeprägten Sozialstaaten folgen sie dagegen eher individuellen Interessen, auch wenn sich dies für sie nicht in einem höheren Gehalt „auszahlt“.“ (GULP, 08.09.2021)

Die Studie von 2018 und danach erhobene Statistiken zeigen, dass in Malaysia, Oman und der Türkei mehr Frauen technische Fächer studieren. In Indien ist das Ergreifen eines IT-Berufes sogar eine Form der Emanzipation.

Und jetzt? – Join the IT-World

Derzeit fehlt es wie in vielen Bereichen vor allem an weiblichen Vorbildern und stärkeren Netzwerken, die wiederum zu mehr Empowerment (mehr Selbstbestimmung und Autonomie) und Sichtbarkeit führen. Kinder und Jugendliche sollten indes so früh wie möglich Einblicke in die Praxis erhalten, um sich mehr hinter den Namen „IT-Berufe“ vorstellen zu können. Mittels Praxiserfahrung können sie dann für sich entscheiden, ob der Bereich zu den eigenen Fertigkeiten und Interessen passt. So setzt beispielsweise das vom BMBF geförderte Projekt „MINT:ZE“ getreu dem Motto früh übt sich an. Projektziel ist der Netzwerkaufbau und die gezielte Interessenförderung von Kindern und Jugendlichen in den MINT-Bereichen unter dem Aspekt der nachhaltigen Entwicklung.

Zudem ist bekannt, dass sich Mädchen in Klassen oftmals schlechter einschätzen als Jungen und sich somit weniger in unbekannten Bereichen zutrauen. Die Einschätzungen der Eltern und deren Vertrauen in ihre Kinder hinsichtlich ihrer Fähigkeiten und beruflichen Wünsche tun ihr übriges.

Der Wille zur Änderung allein reicht nicht. Lösungsansätze sind in Teilen bereits vorhanden, wenn auch leider bisher nicht stark verbreitet. Unternehmen brauchen einen Schups in die richtige Richtung, um mehr Frauen den Einstieg in die IT zu erleichtern und zu ermöglichen. Wir sprechen hier von Quereinstiegs-Programmen, Lösungen zur besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf, Flexibilität, Mentoring-Programmen und eigene Entwicklungsmöglichkeiten. Zudem zeigt sich bereits jetzt, dass der Anteil der Frauen in IT-Berufen mit der Größe des Unternehmens steigt. Ob das an der Notwendigkeit von mehr Personal liegt oder an der Bereitschaft neue Wege zu gehen, ist jedoch nicht bekannt.

IT-Berufe bieten allgemeinhin ein großes Maß an Weiterentwicklungsmöglichkeiten und Flexibilität. Stärkere Netzwerke, sichtbare Vorbilder und mehr Bereitschaft seitens der Unternehmen sind die Ansätze, die wir zukünftig brauchen, um dem Fachkräftemangel und dem Gender Gap entgegenzuwirken.

Unsere Quellen: Grundlage für diesen Beitrag waren unter anderem folgende Artikel vom RedaktionsNetzwerk Deutschland, GULP experts united und der get in GmbH.

Ansprechpartner:

Susanne Spellerberg Ansprechpartnerin für IT macht Schule 2.0 T. 0551/270713-32 mailen

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