BLOG: Fachkräfte Südniedersachsen

#37 Atypische Arbeitslosenzahlen im Juni

 

veröffentlicht am 22.07.2022; Autorin: Laura Li Stahr

Farbenkasten

Mit Blick auf die aktuellen Arbeitslosenstatistiken für den Agenturbezirk Göttingen (umfasst die Landkreise Göttingen und Northeim, selbstveständlich inklusive Stadt Göttingen) lässt sich ein leichter, atypischer Anstieg im Betrachtungsmonat Juni 2022 erkennen. Demnach waren mit 12.459 insgesamt 676 Menschen mehr als im Vormonat arbeitslos gemeldet. Dennoch liegen die Werte weiter unter denen des Vorjahres, dem Coronajahr 2021; im Juni 2021 waren 1.196 mehr Menschen arbeitslos gemeldet worden. Generell sei statistisch in der Vergangenheit im Monat Juni stets eher mit einem leichten Rückgang der Arbeitslosenzahlen zu rechnen gewesen. Die Gründe für die diesjährige Entwicklung stehen hauptsächlich mit der geopolitischen Lage im Zusammenhang, denn die Zuständigkeit für geflüchtete Menschen aus der Ukraine wurde nun an die Jobcenter übertragen.

Zuständigkeit für Geflüchtete

„(…) die aktuelle Entwicklung kommt nicht überraschend. Denn der Gesetzgeber hat die Zuständigkeit für die aus der Ukraine geflüchteten Menschen weitestgehend an die Jobcenter übertragen, so dass die Arbeitslosigkeit in der Grundsicherung für Arbeitsuchende in der Folge angestiegen ist. In den Jobcentern erhalten die Geflüchteten, sofern sie erwerbsfähig sind und ihren Lebensunterhalt nicht selbstständig bestreiten können, aus einer Hand finanzielle Leistungen und Unterstützung bei der Integration in Arbeit. Denn mit der Aufenthaltserlaubnis oder auch schon der Fiktionsbescheinigung der Ausländerbehörde dürfen geflüchtete Ukrainerinnen und Ukrainer arbeiten, eine gesonderte Arbeitserlaubnis benötigen sie nicht. Perspektivisch sind die Chancen, einen Arbeitsplatz in der Region zu finden, gut. Denn trotz Veränderungen des Arbeitsmarktes im Kontext Klimaschutz, Energiewende und Digitalisierung werden Arbeitskräfte in nahezu allen Branchen dringend benötigt.

Klaudia Silbermann, Chefin der Agentur für Arbeit Göttingen, 30.06.2022 | Presseinfo Nr. 39

Im Juni 2022 waren im Vergleich zur Jahresfrist mit 27 Ukrainerinnen und Ukrainern insgesamt 688 im Agenturbezirk gemeldet. Der Frauenanteil beträgt 80,5 Prozent und insgesamt 680 werden durch die Jobcenter der Region betreut. Im Landkreis Northeim waren 406 Ukrainerinnen und Ukrainer arbeitslos gemeldet, im Landkreis Göttingen 282. Vor Jahresfrist betrug die Anzahl 399 bzw. 262 weniger.

Anstieg der Bestandszahl an offenen Stellen

Ein neues Allzeithoch erreichte die Bestandszahl an offenen Stellen mit 6.631; davon sind 1.024 neugemeldet. Hier wird deutlich, dass Betriebe Schwierigkeiten haben, geeignetes Personal zu finden. Die Zahl der offenen Stellen beläuft sich auf 30,2 Prozent mehr als im Juni 2021 und allein der Anstieg im Vergleich zum Vormonat dieses Jahres beträgt 3,6 Prozent.

Die zum Agenturbezirk Göttingen gehörenden Landkreise Göttingen und Northeim meldeten einen Anstieg der Arbeitslosigkeit für den Monat Mai. Im Landkreis Göttingen liegt die Arbeitslosenquote derzeit bei 5,1 Prozent und im Landkreis Northeim bei 5,3 Prozent. In beiden Landkreisen sank der Wert um 0,7 bzw. 0,1 Prozentpunkte im Vergleich zum Vorjahresmonat.

Chancenreicher Ausbildungsmarkt?

Indes zeichne der Ausbildungsmarkt ein chancenreiches Bild. Im Juni waren noch circa 50 Prozent der insgesamt 2.820 gemeldeten Ausbildungsstellen nicht final besetzt. 1.783 Ausbildungsinteressierte wurden insgesamt verzeichnet, wovon 590 noch auf die betriebliche Zusage warten. Unklar ist hier, wo die Ursache in der noch immer hohen Zahl nicht vergebener Ausbildungsplätze liegt; an fehlenden Anreizen seitens der Unternehmen oder der fehlenden Motivation der Jugendlichen? Wo sollten die Arbeitsmarktakteure künftig ansetzen, um mehr Jugendliche in Ausbildungsstellen zu bringen und somit insbesondere das Handwerk wieder zu stärken?

Ausblick für die Region

Derzeit ist noch nicht klar absehbar, wie sich die Arbeitslosenstatistiken in den kommenden Monaten verändern werden, da sich neben der unsicheren geopolitischen Situation auch pandemische Lage, Inflation und marktwirtschaftliche Verhältnisse sehr dynamisch darstellen. Hier gilt es fokussiert zu bleiben. Veränderungen und Tendenzen sind im Auge zu behalten, weiterhin ist für eine schnelle Integration von Arbeitskräften in den hiesigen Arbeitsmarkt zu sorgen und zum Verbleib der in der Region Ansässigen beizutragen. Hier braucht es im Gegenzug sicherlich Unterstützung und eine verstärkte Kooperation mit Bildungsträgern hinsichtlich Sprachkursen und Qualifikation(en), auch wenn es ungewiss bleibt, ob und wie lange ein Teil oder der Großteil der Geflüchteten in Südniedersachsen verbleiben will, kann oder muss.

Verschiedenste Projekte in diesem Kontext sind aktuell in Vorbereitung, wir werden in diesem Blog weiterhin darüber berichten. Allgemeine Hinweise für Geflüchtete finden Sie hier. Informationen für Vertriebene aus der Ukrainie im Landkreis Göttingen sind hier abrufbar, für den Landkreis Northeim hier und für die Stadt Göttingen hier.

Ansprechpartner:

Dr. Benjamin W. Schulze
Bereitsleiter Fachkräfte und Willkommenskultur
T. 0551/270713-43
mailen

Anfrage

Wir verwenden Ihre Angaben zur Beantwortung Ihrer Anfrage. Weitere Informationen finden Sie in unseren Datenschutzhinweisen.

Klicken Sie auf den unteren Button, um den Inhalt von Google ReCAPTCHA zu laden.

Inhalt laden