BLOG: Fachkräfte in Südniedersachsen

#42 „New Work“ im Wettbewerb um Fachkräfte?!

veröffentlicht am 25.08.2022; Autor: Rico Krieger

Farbenkasten

Mit dem Transferprojekt New Work für den innovativ-nachhaltigen Mittelstand (kurz: NeWiM) bietet sich für kleine und mittlere Unternehmen in Südniedersachsen ein kostenloses, zeitlich begrenztes Weiterbildungsprogramm. Es dient zur Verbesserung der Arbeitsqualität und Attraktivität der Arbeit mit digitalen Mitteln sowie zur Steigerung der Innovationsfähigkeit der ArbeitnehmerInnen durch Agilität im Sinne der Nachhaltigkeit. Wir erklären, was es mit dem Projekt auf sich hat und wieso gelebte New-Work-Ansätze ein sinnvoller Bestandteil zur Fachkräftegewinnung/-bindung sein können.

Digitalisierung verändert Arbeitsalltag – Pandemie als Beschleuniger

Mit der Corona-Pandemie als Digitalisierungs- und Homeofficebeschleuniger geraten auch New-Work-Modelle zunehmend in den Blick. Unternehmen wie Beschäftigte erkennen Vorteile von New Work und mobilem Arbeiten und stehen z.B. hybriden Arbeitsmodellen offen gegenüber. Vom IT-Dienstleister über die Werbeagentur bis hin zur Industrie (Stichwort: Industrie 4.0) verändert die Digitalisierung unseren Arbeitsalltag, macht ihn in Teilen orts- und zeitunabhängiger. Begriffe wie Kollaboration, Remote Work oder Work-Life-Blending halten Einzug und stehen für eine neue Arbeitsgestaltung mit dem Ziel einer sinnhaften und kreativen Entfaltung des Arbeitskraftpotenzials.

Die Paradigmen der industriellen Gesellschaft, wie etwa die klassische, kontinuierliche Erwerbskarriere, passen längst nicht mehr zur postmodernen, digitalisierten Wissens- und Dienstleistungsgesellschaft. Der einstigen kapitalistisch geprägten Vorstellung von Einkommen, Karriere und Erfolg treten durch die Generationen Y und Z vermehrt Werte und Sinnhaftigkeit des eigenen Schaffens entgegen.

New Work und Fachkräftemangel – zwischen Sinnsuche und Unternehmensimage

Mit der begonnenen Verrentung der Babyboomer bei gleichzeitig zu wenig Nachwuchskräften stehen Arbeitgeber massiv, teils existenzbedrohend unter Druck. Längst haben bundesweit Branchen mit Fachkräfte- oder gar allgemeinem Personalengpässen die Themen Mitarbeitergewinnung und -bindung in den Fokus genommen. Der War for Talents ist in vollem Gange. Die Bedürfnisse der Generationen Y und Z beeinflussen dabei die Ausgestaltung des Arbeitsumfelds und damit das Arbeitsplatzangebot, das Unternehmen ihren (potenziellen) Mitarbeitenden unterbreiten können (Stichwort: Arbeitnehmermarkt). Diesen Zwängen müssen sich Unternehmenskulturen zwangsläufig anpassen.

Wenn für Mitarbeitende Werte und Sinnhaftigkeit vermehrt an Bedeutung gewinnen, scheinen auch nur jene Unternehmen zukunftsfähig und nachhaltig zu sein, die sich im Zuge ihrer Organisationsentwicklung und des Personalmanagements fragen, welche Beiträge sie zu aktuellen oder zukünftigen Problemen leisten. Darauf Antworten zu finden und authentisch über das Unternehmensimage zur kommunizieren, kann (als ein Bestandteil unter weiteren) zu einer besseren Positionierung im Wettbewerb um Fachkräfte führen (Stichwort: Employer Branding).

Was aber ist New Work?

Das breit diskutierte Konzept von New Work verspricht einen – zumindest teilweisen – zukunftsweisenden Lösungsansatz für die Neugestaltung der Arbeitskultur. New Work steht für flache Hierarchien und selbstverantwortlich agierende Beschäftigte, die mit Hilfe agiler, also an flexiblen Prozessen statt an starren Zielvorgaben orientierten Methoden, lernend und innovativ für ihr Unternehmen sinnvoll tätig sind. Verbunden mit der steigenden Konnektivität und der fortschreitenden Digitalisierung von Arbeitsprozessen, können Beschäftigte ihre Tätigkeit in vielen Fällen auch leichter von anderen Orten, z.B. von zu Hause oder einem Co-Working-Space aus ausüben. So entsteht für MitarbeiterInnen ein Zugewinn an Familienfreundlichkeit, ein attraktiverer Arbeitsplatz durch Eigenverantwortung, eine größere Wertschätzung ihrer Tätigkeit sowie größere Weiterbildungs- und Mitwirkungspotenziale auch Hinblick auf Innovationen für eine nachhaltige Entwicklung – und damit attraktivere Arbeitsbedingungen für die Beschäftigten.

Nicht zuletzt stellt New Work auch eine Verbindung zwischen Innovationssteigerung und Mitarbeiterbindung her. Es beinhaltet Tools, die die Fähigkeiten und Befähigung von Mitarbeitenden ins Zentrum der Innovationsaktivitäten rücken. Die dadurch entgegengebrachte Wertschätzung steigert das Wohlbefinden der Mitarbeitenden und wirkt sich positiv auf die Bindung sowie das Innovationsverhalten aus.

New Work in seiner konsequenten Umsetzung betrifft damit alle Bereiche der Organisation von Arbeit in Unternehmen. Wer es als eine Haltung versteht, wird erkennen, dass Themen wie Arbeitsplatzgestaltung und -organisation, Business Development, Unternehmenskultur und -image, Personalentwicklung und Führung davon berührt sind.

Für all das zunächst die eigenen Ansprüche an Veränderungen kennenlernen und ihren eigenen Weg finden. Denn weder können sie mit den Gehältern, Boni-Zahlungen oder anderer Anreize der Konzerne konkurrieren, noch sehen sie sich beim Co-Working, flachen Hierarchien oder Tischkickern beheimatet, so wie Startups gern romantisiert werden.

Sustainable New Work für den Mittelstand in Südniedersachsen

Seit Januar 2022 hat das Projekt NEWIM das Ziel New Work als Konzept zur Mitarbeiterentwicklung und Innovationssteigerung in regionalen KMU zu etablieren. Dafür erfasst NEWIM die Bedarfe der südniedersächsischen KMU, testet mit ihnen verschiedene Workshopformate zur Qualifizierung von Fach- und Führungskräften und begleitet wissenschaftlich deren Umsetzung. Ein im Aufbau befindliches regionales New-Work-Netzwerk unterstützt den themenbezogenen Austausch zwischen Unternehmen.

NEWIM schafft eine regionale Kompetenzarchitektur für Sustainable New Work in der strukturschwachen Region Südniedersachsen und entwickelt analoge und digitale Formate, um Transformationsprozesse vor allem auch in KMU voranzutreiben. Das ist gerade für den Mittelstand herausfordernd, da sie durch vielfach traditionell gewachsene und in ihren Ressourcen für Mitarbeiterentwicklung oft eingeschränkte Strukturen Schwierigkeiten haben, neue Ansätze zu implementieren. Gleichzeitig sind KMU aufgrund ihrer regionalen Verbundenheit und aktuellem Generationenwechsel besonders geeignet, New-Work-Ansätze in ihr unternehmerisches Handeln aufzunehmen.

Für eine gesteigerte Sinnhaftigkeit sind gerade die Sustainable Development Goals der Vereinten Nationen hilfreich. Unternehmen können daraus ein sinnstiftendes und wegweisendes Wirtschaftskonzept entwickeln, das sich dem ressourcenorientierten und ökologischen Gemeinwohl verpflichtet und zugleich Wertschöpfungspotenziale bietet. Die Kombination der Konzepte New Work und Sustainable Development liefert einen sinnstiftenden, normativen Horizont, vor dem Unternehmen sich neu positionieren, praktische Anwendungen entwickeln, die Mitarbeiterentwicklung vorantreiben und ihre eigene Innovationskraft steigern.

New-Ansätze (kennen)lernen und in den unternehmerischen Alltag implementieren

NEWIM ist ein durch das Land Niedersachsen gefördertes Weiterbildungsangebot, in dem die SüdniedersachsenStiftung, die Universität Göttingen, die HAWK und der StartRaum Göttingen kooperieren. Mit NEWIM helfen wir kleinen und mittelgroßen Unternehmen aus Südniedersachsen „New Work“ erfolgreich zu nutzen. Kostenlos und zugeschnitten auf kleine und mittelständische Unternehmen. Pragmatisch, kompetent und konkret vermitteln wir grundlegende Werkzeuge, neue Fähigkeiten und den Spirit für gutes und innovatives Arbeiten.

Interessiert? Dann los! Die nächsten 2-Tages-Workshops – New Work Meetups – finden am 21. & 26. September 2022 und am 08. & 15. November 2022 statt. ANMELDUNG und INFORMATIONEN finden Sie hier.

Ansprechpartner:

Rico Krieger
Bereichsleitung Regionale Entwicklung und Marketing
T. 0551/270713-34
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