Südniedersachsen. „Prävention und Hilfestellungen wirksam miteinander verknüpfen!“ lautete die Kernbotschaft der 2. öffentlichen Vollversammlung des Netzwerks Schulabsentismus. Bei der von der Bildungsregion Südniedersachsen ausgerichteten Online-Veranstaltung diskutierten am Dienstag, 15. März 2022, über 80 VertreterInnen aus Politik, Schule, Jugendhilfe, Elternschaft und Medizin über aktuelle Maßnahmen, Erfordernisse und Empfehlungen im Zusammenhang mit Schulabsentismus – insbesondere vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie.
Die Arten von Schulvermeidung seien ebenso vielfältig wie die Ursachen, die vom prekären sozialen Umfeld bis hin zu psychischen Problemen reichen, erläuterte Torsten Glaser. Der Leiter des Regionalen Landesamts für Schule und Bildung Braunschweig hob hervor, dass der Umgang mit dem Fernbleiben von der Schule eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe sei. Als Erfolgsfaktoren nannte er multiprofessionelle Teams mit ExpertInnen aus verschiedenen Disziplinen und zielgruppenspezifische Unterstützungsangebote. „Das Netzwerk Schulabsentismus ist ein Paradebeispiel dafür, wie verschiedene Akteure wirksam miteinander arbeiten können, um dem übergeordneten Bildungsauftrag gerecht zu werden“, so Glaser.
In seinem Impulsreferat ging Dr. Henrik Uebel von Sandersleben, Leitender Oberarzt der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie an der Universitätsmedizin Göttingen, auf die Situation zur seelischen Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in der Corona-Pandemie ein. Es wurde deutlich: Die Veränderungen im Lebensalltag belasten Kinder und Jugendliche im besonderen Maße. Laut Uebel von Sandersleben haben psychische Erkrankungen bei SchülerInnen in Zeiten von Corona überproportional stark zugenommen. In Kombination mit der zeitweiligen Aufhebung der Präsenzpflicht in Schulen und den eingeschränkten sozialen Kontakten können sich Tendenzen zur Schulabstinenz verstärken.
Anschließend präsentierten zwei Arbeitsgemeinschaften des Netzwerks ihre Ergebnisse – darunter einen Vorschlag zur strukturierten Zusammenarbeit sowie Empfehlungen für ein multiprofessionelles „Team Schulabsentismus“. Ob Schulschwänzen, Schulangst oder Schulphobie – laut den Beteiligten müsse insbesondere der Umgang mit den unterschiedlichen Arten von Schulabsentismus stärker in den Fokus rücken. Einig waren die TeilnehmerInnen darüber, dass eine zielgerichtete Unterstützung auch eine gute und verbindliche Kooperation zwischen Schulen mit der Jugendhilfe sowie medizinischen und psychologischen Diensten bedeute. Für ein effektives, verlässliches und vernetztes Handeln brauche es eine Grundlage, um Sicherheit und Orientierung für pädagogische Fach- und Lehrkräfte sowie weitere Akteure zu vermitteln. So sollen unter anderem kostenlose Broschüren ÄrztInnen und Erziehenden eine greifbare und schnelle Unterstützung bieten.
„Alleine geht es nicht – ein regelmäßiger Austausch und verbindliche AnsprechpartnerInnen, insbesondere bei der Reintegration, können ein Schlüssel zum Erfolg sein“, fasste Thomas Deimel-Bessler, Bildungskoordinator bei der SüdniedersachsenStiftung, die Diskussionen zum Abschluss der Veranstaltung zusammen. Zudem hob Dr. Tim Schneider, geschäftsführender Vorstand der SüdniedersachsenStiftung, hervor: „Es freut mich sehr, dass wir im Rahmen der Zusammenführung von Bildungsregion und SüdniedersachsenStiftung die Netzwerkstelle für Schulabsentismus verstetigen konnten, wodurch die gute Arbeit im Netzwerk fortgesetzt und intensiviert werden kann.“ Laut Schneider ist die Netzwerkarbeit wichtig, um die gesellschaftliche Teilhabe der betroffenen Kinder und Jugendlichen zu stärken und Bildungserfolge nachhaltig zu ermöglichen. Die nächste öffentliche Vollversammlung des Netzwerks Schulabsentismus wird voraussichtlich im Dezember 2022 stattfinden.
Weitere Informationen zum Thema Schulabsentimus finden Sie auf der Webseite der Bildungsregion.